Friday, March 31, 2006

Doping überschattet Saisonstart im Baseball

Es ist ein ungewöhnlich milder März in New York und so hätte Baseball-Commissioner Bud Selig sicher die Wochenenden vor dem Saisonstart an diesem Sonntag lieber mit Spaziergängen im Central Park verbracht. Stattdessen saß er jedoch in seinem Wohnzimmer und brütete über dem Buch „Game of Shadows“, das die beiden Reporter Mark Fainaru-Wada und Lance Williams nur Tage vor dem ersten Krachen der Bälle auf Schlägerholz in die Buchläden gebracht haben.

Das Buch stellt Selig vor ein peinigendes Problem: Die Journalisten haben stichhaltig den Doping- Mißbrauch des Homerun-Rekordmanns Barry Bonds sowie seiner Kollegen Jason Giambi und Gary Sheffield in jener Zeit zwischen 1998 und 2002 dokumentiert, die heute als Steroid-Ära des Baseball gilt. Selig – der ohnehin im Ruf steht, nur widerwillig das Medikamentenproblem in seinem Sport anzugehen – musste etwas tun, um das PR-Desaster vor dem Spielstart einzudämmen. Und so kündigte der oberste Baseball-Funktionär am Donnerstag an, eine unabhängige Untersuchungskommission ins Leben zu rufen.

Die Entscheidung, dem Fall Bonds nachzugehen, fiel Selig nicht leicht: „Ich hätte mich lieber beim Zahnarzt einer Wurzelkanalbehandlung unterzogen“, sagte er. Selig hat die Erfahrung gemacht, dass alles nur noch schlimmer wird, wenn man einmal in den Ameisenhaufen sticht. Dass er nach dem Prozess gegen die kalifornische Dopingküche Balco 2003 und nach der Untersuchung des US-Kongresses im vergangenen Jahr jeweils seine Anti-Doping Maßnahmen verschärft hat, hat ihm jeweils nur noch mehr Ärger eingebracht. Deshalb riet ihm auch der Kolumnist der New York Times, William Rhoden, das neue Buch zu ignorieren: „Ich würde es an seiner Stelle lesen, schließen, vergessen. Sonst wird er Jahre damit zubringen, Rekordlisten und Statistiken umzuschreiben. Wenn man Bonds verfolgt, verfolgt man eine ganze Generation.“


Der Rat von Rhoden ist nicht zuletzt deshalb sinnvoll, weil die hastig zusammen gestellte Kommission einen dubiosen Rechtsstatus besitzt. Weitere Probleme sind programmiert. So ist es völlig unklar, welche Handhabe der Kommissionsvorsitzende George Mitchell gegen Spieler hat, die er überführt. Die Kommission wird vermutlich nur eines - noch mehr Fälle wie Bonds und Giambi produzieren. Spieler also, von denen man weiß, dass sie betrogen haben, gegen die man aber nicht viel unternehmen kann. „Man kann nur darüber spekulieren, was Selig mit den Untersuchungs-Ergebnissen der Kommission anstellt“, sagte am Donnerstag der Chef der Spielergewerkschaft Don Fehr und signalisierte damit schon jetzt, dass er der Liga bestimmt keine juristischen Halbheiten durch gehen lassen wird.

Dabei würde Selig nur allzu gerne etwas gegen Bonds tun. Bonds fehlen nur noch sieben Homeruns, um die Statistik der Baseball-Legende Babe Ruth von 714 Schlägen zu egalisieren und nur noch 48, um den ewigen Rekord von Hank Aaron zu übertreffen. Und das Letzte, was sich Selig wünscht, ist es, Bonds im Laufe des Jahres als erfolgreichsten Schlagmann aller Zeiten ehren zu müssen. „Dann könnte Selig nur noch im Erboden versinken“, schreibt Murray Chass in der New York Times.

Mit der Berufung der Kommission hat Selig nun erst einmal vorläufig die amerikanische Baseball-Öffentlichkeit besänftigt, die den Kopf von Bonds fordert. Man soll sehen – es wird etwas getan. Eine wirkliche Lösung des Problems scheint es allerdings erst zu geben, wenn die Anabolika-Generation von Bonds, Giambi, Sheffield und den anderen, endgültig abgetreten ist. Die neue Generation ist, darf man der Fachzeitschrift Sports Illustrated glauben, aus einem anderen Holz geschnitzt – weniger Homerun-fixiert, mannschaftsorientiert statt rekordbesessen und vor allem sauber. Selig würde das sicher gerne glauben. Und hoffen, dass die Jungen sich durchsetzen, bevor die Alten seinen Sport und seine Karriere endgültig verkorkst haben.

Thursday, March 30, 2006

MOUNTAINBIKEN IN WYOMING

Geradewegs ins endlose Blau





Mountainbiken durch die verschwenderische Weite und Einsamkeit der Rocky Mountains - im Jackson Hole in Wyoming gibt es mehr Traumtrails, als man in einem Bikerleben befahren kann. Unter Insidern gilt das Tal als eine der ersten Adressen in den USA.


Langsam beginnt es zu dämmern im Wilson Canyon. Es wird kühler, und die Stille, die in der Nachmittagssonne noch so friedvoll erschien, beginnt, unheimlich zu werden. Wir hören nichts außer dem Klappern unserer Mountainbikes und das Gurgeln des Wilson Creek, der neben uns wie wir die schmale Schlucht hinunterstürzt. Immer wieder bilden wir uns ein, dass zwischen den Lärchen rechts und links des Weges die Augen eines Grizzlys hindurchblinzeln.



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http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,406356,00.html

Wednesday, March 29, 2006

PHILOSOPH BERNARD-HENRI LÉVY Verführt von Amerika

Amerika, du hast es besser. Vor allem dann, wenn einflussreiche Denker ein Loblied auf dich singen. Bernard-Henri Lévys begeisterte USA-Studie fiel in "God's own country" dennoch durch: Von einem Franzosen wollte man sich nicht die eigene Kultur erklären lassen.

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http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,408554,00.html

Tuesday, March 28, 2006

Nativismus vs. Multikulturalismus: George Bush im Abseits

Wenn es in den vergangenen fünf Jahren auf den Strassen amerikanischer Städte Massenkundgebungen gab, war Präsident Bush in der Regel der Adressat des Protestes. Als während des republikanischen Nationalkonvents in New York etwa eine halbe Million Menschen auf die Strasse gingen, waren Parolen wie „Impeach the Liar“ und „Fire Bush“ auf den Transparenten zu lesen. Und so wird sich Bush, dessen Zustimmung in der Bevölkerung immer neue Tiefstände erreicht, gewiss gefreut haben, dass die Demonstranden in Los Angeles, San Francisco, und Detroit am Wochenende auf seiner Seite waren.

Auf den Schildern, die zumeist laietinamerikanische Marschierer durch die Strassen trugen waren Sätze zu lesen, wie „We Are America“ und „Justice for Immigration“. Der Zorn der Einwanderer von südlich des Rio Grande wandte sich gegen eine Gesetzesvorlage, die diese Woche im Senat verhandelt wird. Der Entwurf soll illegale Gastarbeiter kriminalsieren: Ohne Papiere in den USA zu leben und zu arbeiten, soll fortan keine Ordnungswidrigkeit mehr sein sondern eine Straftat, ebenso, wie die Beihilfe zum ungesetzlichen Aufenthalt. Dazu würde es gehören, den etwa 11 Millionen Chicanos ohne Pass einen Job zu geben oder eine Wohnung zu vermieten.

Das findet George Bush nicht richtig. In einer Rede am Sonntag pries er die große Tradition Amerikas, Einwanderer willkommen zu heißen und unterstrich, dass die USA eine multikulturelle Gesellschaft sind. „Jede Generation von Einwanderern bringt eine Erneuerung unseres nationalen Charakters mit sich und trägt zur Vitalität unserer Kultur bei“ sagte er.

Doch Bush ist nicht etwa plötzlich zum liberalen Multikulturalisten mutiert. Er ist lediglich zu jener Einwaderungsagenda zurück gekehrt, die schon lange vor dem 11. Spetmber auf seinem politischen Fahrplan stand. Bush möchte ein Gastarbeiter-Gesetz, das den Einwanderern eine begrenzte Aufenthaltszeit ohne Bürgerrechte erlaubt. Die Idee geht auf seine Zeit als Gouverneur von Texas zurück, wo ihn seine Unternehmerfreunde in Houston und Dallas davon überzeugten, dass billige Arbeitskräfte aus Tijuana und Nuevo Laredo gut für Amerika sind. Und völlig unproblematisch, solange man sie nicht wählen lässt und nach ein paar Jahren wieder heimschickt.

So einfach lassen die konservativen Ideologen im Parlament und in der eigenen Partei allerdings George Bush nicht davon kommen. Allen voran der republikanische Abgeordnete Tom Tancredo, der es in der Einwanderungs-Frage auf einen Zusammenprall mit seinem Präsidenten ankommen lässt. Tancredo hat klar gemacht, dass es hier nicht um die amerikanische Wirtschaft geht, sondern darum, dass die „westliche Zivilisation selbst“, von dem bedroht ist, was da vom südlichen Halbkontinent nach Texas, Kalifornien und Neu Mexiko strömt. Tancredo schwadroniert über den „Kult des Multikulturalismus“, den es zu bekämpfen gelte und ist entschlossen, wie die Polit-Zeitschrift The New Republic beobachtet, das Thema zum zentralen Thema des kommenden Präsidentschaftswahlkampfes zu machen.

In der Tat ist der Furor, den die derzeitige Senatsdebatte entfacht hat, nur damit zu erklären, dass es sich um eine Fortsetzung des amerikanischen Kulturkampfes zwischen Liberalen und Konservativen handelt. So sind die wirtschaftlichen Probleme der Einwanderung aus Lateinamerika gemäß einer neuen Harvard-Studie vergleichsweise banal: „Die Gesundheitsreform von Bush unterminiert die Finanzierung unseres Sozialsystems um ein vielfaches schlimmer, als das Problem der illegalen Einwanderer“, fasst Kolumnist Paul Krugman die Studie in der New York Times zusammen. Dennoch erhitzt die Einwanderung und nicht die Krankenversicherung die Gemüter.

Tancredo und seine Fraktion setzen mit der jetzigen Diskussion den Nativismus des neokonservativen Vordenkers Samuel Huntington in dem Moment auf die Tagesordnung, in dem die neokonservative Bewegung durch das Irak-Debakel scheinbar an Schwung verloren hat. Vor zwei Jahren hatte Huntington in seinem Buch „Who We Are“ davor gewarnt, dass integrationsunwillige Mexikaner die USA überfluten und eine parallele Hispano- Gesellschaft bilden, die von den Werten der Anglo-Mehrheit nichts wissen will. Hillary Clinton hat diese Offensive der Konservativen nicht ungeschickt damit gekontert, dass sie die Kriminalisierung der Immigranten für unchristlich erklärt hat. Durch den Schachzug hat sich die Präsidentschaftsanwärterin die Unterstützung der katholischen Kirche gesichert. Bush scheint auf diesem neuen Schlachtfeld des Kulturkrieges indes schon jetzt eher eine Randfigur zu sein.
Sebastian Moll

Die Kunst des Häuserverkaufens

Kreative verdienen gut im überhitzten Wohnungsmarkt von New York

Miles Chapin fühlt sich sichtlich wohl in dieser Umgebung. Der kleine, jugendlich wirkende Mann stellt seinen Kaffebecher auf den Konferenztisch seiner Firma, lässt sich in einen Ledersessel plumpsen, legt einen Fuß auf den Tisch und preist den Blick aus dem Großraumbüro im Loftstil auf die prächtige neogotische Grace Church gegenüber. Man könnte Chapin problemlos für den jovialen Chef einer Bankfiliale halten. Aber Miles Chapin ist Künstler.

Abends jedenfalls. Tagsüber arbeitet der Schauspieler, Buchautor und Sänger hier bei Warburg. Warburg ist eine der edleren Immobilienfirmen in Manhattan, die Adresse am unteren Broadway gehört zu den besten der Stadt. Das Kerngeschäft von Warburg sind Wohnungen wie die in den neuen Gebäuden des Star-Architekten Richard Meier am Hudson, die derzeit rund 15 Millionen Dollar auf dem Markt bringen. Objekte dieser Preisklasse betreut auch Miles Chapin: „Ich habe letzte Woche erst für den Schriftsteller Bret Easton Ellis dessen Stadt-Haus hier im Greenwich Village verkauft“, erzählt er mit sprühenden Augen und einem stolzen Schmunzeln.


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Friday, March 24, 2006

Email aus New York,

Hi,

Es gab einmal eine Kunst, die man als New Yorker einfach beherrschte. Es war die Kunst, Situationen auf der Strasse blitzschnell und präzise einzuschätzen und sich entsprechend zu verhalten. Ist die Gruppe Jugendlicher da vorne an der Ecke harmlos? Laufe ich stoisch an ihnen vorbei, biege ich unauffällig ab oder wechsele ich am Besten die Strassenseite?

„Street Smarts“ hieß diese Kunst und sie ist in Vergessenheit geraten, seit Bürgermeister Rudy Giuliani brachial Manhattan aufgeräumt und zu einer kindersicheren Vergnügungszone für die gut verdienende weiße Mittelschicht gemacht hat. Seit ein paar Jahren bewegt man sich völlig sorglos und ohne nachzudenken zu jeder Tages- und Nachtzeit durch wirklich alle Ecken von New York und denkt nicht weiter darüber nach. Im Central Park, der nach Einbruch der Dunkelheit in den 80er Jahren als Versammlungsort für alle Räuber, Mörder und Vergewaltiger der Ostküste galt, geht man heute noch um Mitternacht joggen.

Das könnte sich nun wieder ändern. Seit drei Wochen ist die Stadt im Schockzustand über den Mord an der 25 Jahre alten Imette St. Guillen. Es war zwar bereits der 96. Mord in diesem Jahr aber diser Mord war anders. Es war keine Schießerei zwischen arbeitslosen schwarzen Jugendlichen um Drogenverkaufsterritorien irgendwo im Ghetto draußen in Brooklyn oder in der Bronx. Nein, Imette war ein bildhübsches weißes Mädchen aus gutem Hause, die nichts falsch gemacht hatte, als am Freitagabend mit ein paar Studienkollegen im vornehmen Shooping- und Ausgehviertel SoHo durch die Kneipen zu ziehen.

Am nächsten Morgen wurde sie gefesselt, vergewaltigt und erwürgt in einem Sumpf in der Nähe des Flughafens gefunden. Wie sie von SoHo aus dorthin kam, ist immernoch ziemlich unklar. Vermutlich hat der Türsteher der Kneipe, vor der sie eine Zigarrette geraucht hatte, sie in sein Auto gelockt und entführt.

Der Türsteher Darryl Littlejohn ist ein Karrierekrimineller und wie das bei Karrierekriminellen in den USA leider meistens so ist – er ist Schwarz. Seit seinem 12. Lebensjahr war er mindestens so viel im Gefängnis, wie draussen. Er lebt in einer heruntergekommenen Sozialbausiedlung am Stadtrand, weit Weg vom glorreichen Neonglanz von Manhattan. Er gehört zu den Typen, für die es ausserhalb ihrer Dienstzeit als Türsteher, U-Bahn Schaffner oder Parkplatzwächter seit Rudy Giuliani in Manhattan keinen Platz mehr gibt – sie könnte sich hier kaum mehr einen Burger und ein Bier leisten. Aber ebenso wie die Obdachlosen, die Giuliani von der Insel verscheucht hat, waren Kriminelle wie Littlejohn zwar aus den Augen und aus dem Sinn, nicht aber vom Erdboden verschwunden. Das alte New York mit den brutal sichtbaren sozialen Unterschieden und deren schlimmen Folgen, klopft wieder an. Was haben wir nur all die Jahre gedacht, als wir unbekümmert Morgens um drei durch das Village oder sogar durch Harlem flaniert sind, als wäre das hier eine beschauliche Kleinstadt im Mittelwesten?

Sebastian Moll

Wednesday, March 22, 2006

Heimspiel aber keine Heimkehr

Die New Orleans Hornets bekennen sich zur verwüsteten Stadt doch die Fans bleiben skeptisch

Chris Paul war sichtlich erschüttert. “Man darf nichts im Leben für selbsverständlich halten“, stotterte der junge Star der New Orleans Hornets mit gedämpfter Stimme, als er mit zittrigen Knien aus dem Bus stieg, der ihn und seine Mannschaftskameraden drei Stunden lang durch die zerstörten Viertel der verwüsteten Stadt am Mississippi gekarrt hatte. „Diese Leute zu sehen, die alles verloren haben ...“, fügte er an und ließ den Satz in ein fassungsloses Kopfschütteln münden.

Die Stadtrundfahrt sollte an die Solidarität der Spieler mit New Orleans appelieren. Nach der Reaktion von Paul und seinen Kollegen fragt man sich in New Orleans nun jedoch, ob es wirklich eine so gute Idee war, den Spielern das Ausmaß der Zerstörung so drastisch vorzuführen. PJ Brown, der dienstälteste Spieler der Hornets sagte etwa zu seinen Eindrücken: „Diese Stadt hat so viele Sorgen. Ich glaube, wir sollten noch ein wenig weg bleiben.“

Das Basketball-Team spielt seit der Katastrophe im vergangenen August im 1500 Kilometer entfernten Oklahoma City und fühlt sich im Exil pudelwohl. In der vergangenen Woche absolvierten die Hornets drei Heimspiele in New Orleans – als Test gewissermaßen, ob eine dauerhafte Rückkehr in absehbarer Zeit denkbar ist. Die drei Spiele in der frisch renovierten New Orleans Arena liefen eigentlich gar nicht so schlecht. Vor ihrem Umzug nach Oklahoma hatten sich im von Armut geplagten New Orleans gerade einmal 14,000 Zuschauer pro Spiel Karten für die Hornets leisten können. In Oklahoma, einer aufstrebenden Stadt, die ansonsten wenig Attraktionen zu bieten hat, kamen hingegen von Anfang an 18,000. Bei den drei Gastspielen in New Orleans – das letzte gewannen die Hornets am Dienstagabend gegen die L.A. Clippers 120 zu 108 - feuerten 17,000 Leute die Mannschaft an. Das gefiel dem Hornets Besitzer George Shinn: „ Ich hätte nicht gedacht, dass wir hier einen solchen Erfolg haben.“

Deshalb lässt Shinn sich aber noch lange nicht auf eine virschnelle Rückkehr festlegen. In der Saison 2006-2007 werden die Hornets lediglich sechs ihrer 41 Spiele in New Orleans bestreiten. Für die darauffolgende Spielzeit hat sich Shinn auf Druck der Liga-Oberen zwar zu New Orleans bekannt. Aber man traut ihnen in New Orleans noch nicht so recht: „Sie sagen, sie kommen zurück“, sagte etwa Bill Johnson, der vor Katrina eine Dauerkarte für die Arena hatte. „Aber dann hört man, dass sie in Oklahoma immer vor vollem Haus spielen. Und wenn man weiß, dass sie hier schon immer Schwierigkeiten hatten, dann beginnt man sich Fragen zu stellen.“

Die Hornets haben bei den Fans derartige Skepsis freilich geschürt. Erst vor wenigen Wochen war George Shinn bei einem Festbankett in Oklahoma City heraus gerutscht, dass er in den kommenden Jahren ein All-Star Spiel nach Oklahoma holen möchte und dass er mit den Hornets gerne dieses Spiel ausrichten würde. Der Lapsus drang an die Öffentlichkeit und obwohl man sich in der PR-Abteilung des Clubs beeilte, die Fans in New Orleans zu beschwichtigen, war der Schaden angerichtet. Dass Shinn wenig später sagte, er halte zwar zu New Orleans, er sei andererseits aber auch ein Geschäftsmann, verbesserte die Sitaution nicht gerade.

Daran, dass ihre Sport-Teams in der Stunde der größten Not selbstlos zu ihnen stehen, glauben die Fans in New Orleans allerdings ohnehin schon lange nicht mehr. Der Besitzer des Football-Clubs New Orleans Saints, Tom Benson, hatte etwa unmittelbar nach dem Sturm den Hass der New Orleaner auf sich gezogen, in dem er sich ganz unverblümt der reichen texanischen Stadt San Antonio an den Hals warf. Benson hatte schon seit Jahren die Nase vom maroden New Orleans voll, wo die örtliche Wirtschaft stark rezidiert und das durschschnittliche Haushaltseinkommen im nationalen Durschnitt ganz weit hinten liegt. Nur auf Druck des Liga-Chefs Paul Tagliabue, der ein PR-Desaster für die Football-Liga vermeiden wollte, kehrt Benson nun für die nächste Saison heim. Aus seinem Widerwillen macht er allerdings keinen Hehl. „Wir legen uns auf New Orleans fest, wenn sich die Stadt auch auf uns fest legt“, sagt er – eine unverholene Erpressung der gebeutelten Kommune, ihm seine lange ersehntes neues Stadion zu bauen und ihm mittels Zuschüssen Profit zu garantieren.

So viel ist klar – die Teams werden nicht selbstlos Nachteile in Kauf nehmen, nur um in New Orleans die Moral der Leute aufzubauen. Dabei hätte die Stadt das dringend nötig: „Jede große amerikanische Stadt hat Profi-Teams“, sagt etwa ein junger schwarzer Fan an der Theke der Sport-Bar Cooter Brown direkt am Mississippi. „Wenn die Teams uns verlassen, dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass wir nicht mehr zu den großen amerikanischen Städten gehören.“ Für die Menschen von New Orleans ist Sport mehr als Geschäft. Besonders jetzt. Die Chance zu zeigen, dass das auf sie auch zutrifft, haben die New Orleaner Clubbesitzer hingegen im Grunde schon verpasst.

Tuesday, March 21, 2006

Francis Fukuyama: Abschied von den Neokonservativen

Francis Fukuyama hat eine Affinität zu Prozessen, die nicht umkehrbar sind. Es ist ein schon beinahe teutonischer Hang zum Fatalen, der den Vordenker der amerikanischen neokonservativen Bewegung auszeichnet. Seinen Namen machte sich Fukuyama 1992 mit dem Bestseller „The End of History and the Last Man“, dem der deutsche Verlag den zugespitzten Titel „Das Ende des Menschen“ gab. Jetzt macht Fukuyama in den USA mit einem Aufsatz von sich Reden, der wieder ein Ende proklamiert: „Nach dem Neokonservativismus“ hieß sein Elaborat in der New York Times Ende Februar - nicht weniger als ein Abgesang auf die neokonservative Bewegung. Vergangene Woche erschien der Aufsatz in Buchform unter dem Titel „America at the Crossroads“ – Amerika am Scheideweg.

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http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,407074,00.html

Interview mit US Fußball Coach Bruce Arena

"Wir sind nicht Deutschlands Aufbaugegner"

Wird seine Mannschaft die DFB-Elf noch tiefer in die Krise stürzen? SPIEGEL ONLINE sprach mit dem Trainer des US-Nationalteams, Bruce Arena, über Klinsmanns amerikanische Trainingsmethoden, Aufbaugegner und seine Personalprobleme


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www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,407049,00.html

Friday, March 17, 2006

Fegefeuer der Eitelkeiten

STILLSTAND AM GROUND ZERO


Viereinhalb Jahre nach dem Attentat vom 11. September 2001 klafft an der Südspitze Manhattans noch immer eine hässliche Wunde. Die Bebauung von "Ground Zero" scheitert am Ego des Grundstück-Pächters Larry Silverstein und den Machtspielen der New Yorker Politik-Größen.

Larry Silverstein gab sich kampfeslustig, als er im vergangenen Sommer den vorerst ultimativen Entwurf für den "Freedom Tower", den neuen Wolkenkratzer auf dem Gelände des World Trade Center in Manhattan, der Öffentlichkeit vorstellte: "Sollen sie doch kommen, die Terroristen", pries der hemdsärmelige New Yorker Unternehmer den Bauplan. "An diesem Gebäude werden sie sich die Zähne ausbeißen."

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http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,406438,00.html

Wednesday, March 15, 2006

Baseball WM: Randnotiz in den USA, ein Fest woanders

George Steinbrenner ist nicht gerade für seine Zurückhaltung bekannt und auch im Hinblick auf die Baseball-Weltmeisterschaft machte der Besitzer der New York Yankees aus seinem Herzen keine Mördergrube. Zur neugeschaffenen „World Baseball Classic“, die am kommenden Montag mit dem Finale in San Diego zu Ende geht, ließ er ein Schild an seinem Stadion in der Bronx anbringen, auf dem er sich bei den Yankee-Fans entschuldigte: Diejenigen Anhänger, die bei den Vorsaison-Spielen Stars wie Derek Jeter oder Johnny Damon vermissten, war dort zu lesen, sollten sich doch bitte beim Verband MLB oder bei der Spielergewerkschaft beschweren. Gewerkschaft und Verband hatten sich gemeinsam das Welt-Turnier ausgedacht.

Steinbrenner steht mit seiner offenen Abneigung gegen die Weltmeisterschaft nicht alleine in den USA. Die Medien berichten eher am Rande von dem Turnier – die Aufmacher der Sportseiten beschäftigen sich derzeit vorrangig mit der Endrunde im College Basketball. Die Baseball-Classic Spiele werden zum Teil erst um ein Uhr nachts per Aufzeichnung im Fernsehen gezeigt. Washington Post-Kolumnist Normann Chad schreibt: „Wenn ich 15 Minuten dieser Spiele gesehen habe, langweile ich mich. Niemand, den ich kenne, interessiert sich dafür.“ Auch dass die amerikanische Mannschaft bei dem Turnier eher mittelmässig abschneidet, fördert nicht gerade den Enthusiasmus. Nach Niederlagen gegen Kanada und Korea haben sich die Millionen-Stars gerade so in die zweite Runde gemogelt. Um die Halbfinale-Teilnahme wird noch gezittert.

Die Entschuldigung der Amerikaner ist, dass sie gerade erst aus der Spielpause kommen. Mannschaften wie Cuba, Japan, die Dominaknische Republik oder Puerto Rico hingegen, die bei den Basball-Classics glänzen, hätten sich intensiv auf dieses Turnier vorbereitet. Genau darin, dass die amerikanischen Spieler völlig außer Form antreten, zeigt sich jedoch die ganze Gleichgültigkeit gegenüber der Meisterschaft: „Amerikaner verstehen den Gedanken von internationalen Turnieren nicht“, erklärt Michael Hill von der Baltimore Sun das Problem. „Amerikaner sind es nicht gewohnt, so wie Länder, in denen Fußball ein wichtiger Sport ist, Leidenschaft für ihre Nationalmannschaft zu entwickeln.“

Die Weltmeisterschaft war allerdings auch gar nicht dazu gedacht, die amerikanischen Fans zu begeistern. Nachdem klar war, dass Baseball 2008 wieder aus dem olympischen Programm heraus fliegt, suchte die US-Profiliga nach einem anderen Weg, den Sport international zu vermakten. Mit Hilfe der World Baseball Classic sollen in Lateinamerika, Europa und in Fernost vor allem Fans für die US-Liga gewonnen werden. Die Classic – die nur deshalb nicht Weltmeisterschaft heißt, weil die US-Meisterschaft schon pompös World Series genannt wird – ist vor allem eine Werbeveranstaltung für die amerikanische Liga.


Die Marketingmaßnahme scheint sich allerdings zu verselbstständigen. Denn so wenig der amerikanische Mainstream sich für das Turnier interessiert, so begeistert sind die Anhänger der anderen Teams. Zum Spiel Korea gegen Mexiko in Los Angeles kamen 10,000 Zuschauer mehr als zum Spiel Japan gegen die USA am selben Tag. Die Mehrzahl waren mexikanische und koreanische Emigranten.

Die Medien aus den anderen Teilnehmerländern nehmen ebenfalls regen Anteil – 3,5000 internationale Journalisten sind akkreditiert. Und der Funke scheint auf die amerikanischen Reporter, die zur Baseball-WM abkommandiert wurden, über zu springen. „Das Turnier bietet alles, was man sich wünscht“, schreibt Dick Friedman von Sports Illustrated begeistert. „Leidenschaftliche gespielte Matches, Außenseiter-Siege wie der von Kanada gegen die USA und neue junge Superstars wie das kubanische Wunderkind Yuliesky Gourriel.“ Die MLB sollte die Classic als echte Weltmeisterschaft vermarkten, empfiehlt Friedman deshalb, als ein Turnier, dass wie die Fußball-Weltmeisterschaft das ganze Land bewegt und die Menschen hinter ihrer Nationalmannschaft eint. Dazu müssten die Spieler allerdings auch vernünftig vorbereitet sein. Und Teameigner wie George Steinbrenner dazu zu bringen, seinem teuren Kader das zu erlauben, wird wohl ein hartes Stück Arbeit.

Tuesday, March 14, 2006

Einer glaubt noch an Profit

Der US-Zeitungskonzern McClatchy erwirbt den größeren Konkurrenten Knight Ridder


Es gab ein hörbares Aufatmen in den 32 Redaktionen der zweitgrößten amerikanischen Zeitungsgruppe Knight Ridder am Montag. "Es hätte viel schlimmer kommen können", sagte Mike Jacobs, Verleger des Grand Forks Herald in Michigan, zum Verkauf des Regionalzeitungs-Konglomerats an den Konkurrenten McClatchy für 4,5 Milliarden Dollar. "Unter allen möglichen Szenarien ist diese Lösung den Journalisten sicherlich die Liebste", bestätigte Michael Cassidy, Kolumnist der San Jose Mercury News.

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Trendsport mit Karten

Trendsport mit Karten

In den USA ist Pokern wieder salonfähig: Allerorten gibt es Turniere, und die Casinos stellen neue Tische auf

VON S. MOLL (LAS VEGAS)

(Frankfurter Rundschau, 8.3.2006)

Franklin Gilchrist ist nicht eben ein verwegener Typ. Mit seinem Rollkragenpulli, seinem Wollsakko und seiner Drahtgestellbrille strahlt der 60 Jahre alte Mathematikprofessor aus Seattle akademische Gediegenheit aus. Man könnte meinen, er habe sich verirrt. Dabei hat er sich extra Urlaub genommen, um eine Woche hier zu verbringen, im Bellagio, der größten Spielhölle von Las Vegas und somit vielleicht der Welt.

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Monday, March 13, 2006

Trümmer ohne Adresse

Der Wiederaufbau in New Orleans scheitert vielfach: Erneut, wie schon während der Katastrophe, fehlt es an einer politischen Führung

VON SEBASTIAN MOLL



Nachdem sich die Städteplaner des Urban Land Institute Ende des vergangenen Jahres in New Orleans umgesehen hatten, gaben sie vor allem eine Befürchtung zu Protokoll. Sollten die politisch Verantwortlichen es versäumen, Vorgaben für den Wiederaufbau der Stadt zu machen, so das Expertenkolleg, würde das Leben anarchisch nach New Orleans zurück kehren. Die Folge wäre eine "albtraumhafte Landschaft", in der sich unkontrolliert an einzelnen Stellen mitten in einem Meer der Zerstörung Leben einnisten werde. Die Menschen würden dann in Gegenden wohnen, die keine Wasser- und Stromversorgung hätten, in denen Häuser einstürzten, es regelmäßig Brände gäbe, Ratten und Kackerlaken überhand nähmen und sich Gauner und Vagabunden breit machen.

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Tuesday, March 07, 2006

Piece

Aktuelles
Piece!
Auf der Whitney-Biennale in New York kämpft die amerikanische Kunstszene gegen die Depression
VON SEBASTIAN MOLL

"A Journey that wasn‘t" (Museum)
Gore Vidal ist ein Mann von großer Eloquenz und starken Meinungen, und deshalb holen Filmemacher den Schriftsteller gerne vor die Kamera, wenn sie jemandem brauchen, der den Lauf der Zeit kommentiert. So auch Franceso Vezzoli. In seiner Vorschau auf ein Remake von Caligula - ein Remake, dass es freilich nie geben wird - lässt er Gore Vidal sagen: "Warum sollen wir uns einen Film über eine dekadente Zivilisation kurz vor ihrem Untergang anschauen? Ganz einfach: Weil jeder Augenblick der Geschichte eine Krise ist."


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