Tuesday, June 03, 2008

Der Mythos lebt - Das NBA Finale L.A. Lakers gegen Boston Celics lässt die grösste Rivalität des amerikanischen Basketball wieder aufleben

Kevin Garnett war erst neun Jahre alt, doch er kann sich noch genau erinnern, wie das damals war,1987, als sich die Boston Celtics und die Los Angeles Lakers die letzte ihrer legendären Schlachten um den NBA-Titel lieferten. „Meine Mutter hat immer gesagt, ich soll mich nicht so dicht vor den Fernseher setzen, das würde meine Augen verderben“, erzählt der jetzige der Star-Forward der Celtics. „Aber ich konnte mich einfach nicht davon lösen.“

Garnett ist nicht der einzige Baskeballfan bei dem in diesen Tagen lange vergrabene Erinnerung an die grösste Rivalität wach werden, die es im US-Basketball je gab. Wenn am Donnerstag die Celtics gegen die Lakers zum ersten Spiel der diesjährigen Finalserie auflaufen, wird jeder, der alt genug ist, an die Zeiten denken, als sich Magic Johnson und Kareem Abdul Jabbar für L.A. mit Larry Bird und Kevin McHale für Boston 1984, 1985 und 1987 die packendsten, hochklassigsten und erbittertsten Finalpartien in der Geschichte der Liga lieferten. „Das war Basketball in Vollendung“, sagt Byron Scott, der damals für LA spielte und der heute die New Orleans Hornets trainiert. „Zwei Manschaften mit so großartigen Spielern, die so ausgeglichen sind und über so lange Zeit um die Meisterschaft kämpften, das war einmalig.“

Die Rivaltät zwischen Boston und L.A., die Amerika die gesamten 80er Jahre hindurch fesselte, löste einen bislang ungekannen Basketball-Boom im Land aus. Vorher stand der Sport weit im Schatten von Football und Baseball. Bis dahin kamen durchschnitlich gerade einmal 10,000 Zuschauer zu den NBA-Spielen, danach waren es 15,000. Vorher verdiente ein NBA-Profi durchschnittlich 150,000 Dollar, nachher mehr als 750,000. Die Lakers-Celtics Duelle erhoben das Spiel von einem vorwiegend schwarzen Minderheiten-Sport in den Mainstream.
Fesselnd an dem Zweikampf damals war indes nicht nur das Niveau auf dem gespielt wurde – obwohl die Teams zweifellos das Basketball in eine neue Dimesnion beförderten. Es war sicher auch die immense Populariät der beiden Stars – Larry Bird und Magic Johnson, die so beliebt ware, wie nie zuvor Basketballspieler. Hinzu kam, dass das Duell so vieles verkörperte, was Amerika und die Amerikaner bewegte: Die Lakers standen für Geld und Glamour, die Celtics waren die Underdogs, das Proleten-Team. Die Lakers waren ein vorwiegend schwarzes Team, bei den Celtics spielten fast nur Weisse. Die Lakers repräsentierten das lässige, sonnige Kalifornien, die Celtics den alten grauen Osten.

Ob die Lakers und die Celtics der 2000er genauso wie die der Achziger über Jahre hin die Liga dominieren und die Fans begeistern werden, muss man freilich erst noch abwarten. Das diesjährige Finale verspricht aber immerhin schon einmal hart umkämpft, hochklassig und unterhaltsam zu werden. Auf der einen Seite steht Boston, die Sensationsmannschaft des Jahres, die das neue Supertrio Garnett, Paul Pierce und Ray Allen über Nacht von einer Verlierertruppe in eine Favoritenauswahl verwandelt hat. Auf der anderen Seite steht L.A. mit dem zweifellos alles überragenden Spieler der NBA, Kobe Bryant, der im Spanier Pau Gasol drei Jahre nach dem Weggang von Shaquille O’Neal aus LA endlich wieder einen kongenialen Partner gefunden hat. „Die Lakers spielen fantastisch, sie haben einen unglaublichen Lauf“, zieht Paul Pierce den Hut vor den Gegnern. Ähnlich respektvoll äußerte sich Bryant über die Celtics: „Sie haben so viele starke Leute. Das könnte für uns ein Albtraum werden, die alle in Schach zu halten.“

In erster Linie freuen sich die Spieler jedoch darüber, bei diesem Revival dabei sein zu dürfen. „Es ist ein Traum“, sagt Paul Pierce, der in LA aufgewachsen ist und jetzt für Boston antritt. „Diese Rivalität hat das Baskteball revolutioniert und jetzt bin ich ein Teil davon.“ Kevin Garnett geht es ähnlich: „Jeder der Basketball liebt, weiss, was die Celtics-Lakers Rivalität bedeutet. Ich kann es kaum erwarten. Ich muss nur aufpassen, meine Aufgeregtheit darüber im Zaum zu halten.“ Das müssen die Fans zum Glück nicht – sie dürfen ihrer Euphorie über dieses Finale freien Lauf lassen.

Sebastian Moll