Friday, February 01, 2008

Landei gegen Playboy - Die Superbowl Quarterbacks Eli Manning und Tom Brady

New York würde in diesen Tagen viel dafür geben, um Eli Manning gegen Tom Brady eintauschen zu können. Brady ist der überragende Quarterback der Football-Liga NFL, er hat mit den New England Patriots alle Saisonspiele gewonnen und alle Rekorde für Zuverlässigkeit und Präzision auf der Spielmacher-Position gebrochen. Eli Manning, der Quarterback der New York Giants, dem Superbowl Finalgegner der Patriots, hat hingegen das Jahr über ein bestenfalls schwankendes Leistungsniveau gezeigt. Seine Auftritte reichten von „nicht ganz so schlimm“, wie sein Vater, Ex-Football-Star Archie Manning nach dem Playoff Sieg der Giants gegen Dallas gnädig befand, bis „bestürzend holzköpfig“ wie das Internet-Magazin Slate zur Saisonmitte meckerte. Erst bei den drei Playoff-Siegen der Giants in den vergangenen Wochen steigerte sich Manning zu einer Form, die des Kapitäns einer Spitzenmannschaft angemessen ist.

Die mangelnde Konstanz auf dem Spielfeld würde New York Manning ja noch vergeben. Was man in der Stadt jedoch nur schwer verzeiht, ist das völlige Fehlen von Star-Qualitäten bei dem Quarterback. Ein New Yorker Sportidol, das den Boulevardblättern nicht den geringsten Ansatzpunkt für Klatsch und Tratsch bietet, das ist nichts für diese Stadt. Manning ist so „gewöhnlich wie Vanille-Eis“ schrieb die New York Newsday, das New York Magazine beschimpfte den 26-Jährigen aus Mississippi als „reglosen Bauerntölpel.“ Sein Gegenüber Tom Brady hingegen, Cover-Boy für das Herrenmagazin GQ, trägt den Sptznamen „Hollywood Brady“ und die Style-Beilage der New York Times widmete am vergangenen Wochenende eine ganze Seite den Playboy-Qualitäten des Bostoner Kapitäns.

Seiner Playboy Rolle wurde Brady in den Tagen seit dem Halbfinale gerade wieder voll gerecht. Nach dem Spiel in Foxboro gegen die San Diego Chargers fuhr Brady nicht etwa nach Hause nach Boston sondern direkt in das 400 Kilometer entfernte New YorkerYuppie-Viertel Greenwich Village. Den Kapuzenpullover tief ins Gesicht gezogen und einen Blumenstrauss in der Hand wurde er dort von Paparazzi erspäht, als er spät in der Nacht bei seiner Freundin, dem brasilianischen Super-Model Gisele Bündchen klingelte. Am nächsten Tag wurden die beiden beim Shopping in SoHo und abends knutschend im East Village-Club „Butter“ gesichtet. Dann verließ das Paar 24 Stunden lang die Wohnung nicht. Erst am Mittwoch kehrte Brady nach Boston zurück, um ins Training für das Finale einzusteigen.

Tom Brady sieht schon aus wie ein Hollywood-Star: Modische Wuschelfrisur, sorgsam gezüchteter Dreieinhalbtagebart, Augen „so grün wie der Rasen am Vierzehnten in Augusta“, wie Sports Illustrated schrieb. Manning nimmt sich daneben aus, wie ein pubertierender Penäler: Pickelig, blaß und für einen NFL-Spieler geradezu schmächtig. Wenn er eine Pressekonferenz halten muss, verspannt sich sein Oberkörper, sein Blick wandert unruhig durch den Raum, er gerät ins Stottern und wiederholt sich häufig. Statt mit einem Supermodel lebt er mit seiner alten College-Liebe aus Mississippi zusammen, das Paar hat ein Häuschen in Hoboken – einem faden Wohnvorort außerhalb von New York. In Manhattan wurde er nach seinem soliden Halbfinale gegen Green Bay bislang nur einmal gesichtet – er kam mit seiner Verlobten nach dem Abendessen aus einem Steakhouse. Der einzige anwesende Paparrazzo vermerkte nur lakonisch, Manning habe „wie ein ganz normaler Typ“ ausgesehen. „Sehr langweilig.“

Daß Manning eine derart unscheinbare Persönlichkeit besitzt, liegt sicherlich nicht zuletzt daran, daß sein Vater und sein großer Bruder mit ihren überdimensionierten Egos für einen dritten Mann im Haus kaum Platz lassen. Vater Archie führte zu seiner Zeit die New Orleans Saints, laut dem Online-Magazin Slate wie ein „Kavalerie-Kommandant der Südstaaten-Armee, immer den Säbel zwischen den Zähnen und jederzeit bereit zur Hölle zu fahren.“ Bruder Peyton, der im vergangenen Jahr mit den Indianapolis Colts die Superbowl gewann und zum wertvollsten Spieler der Liga gekürt wurde, sei, so Slate, ebenfalls eindeutig ein „Alpha Hund.“ Eli hingegen war immer ein wenig das vergessene Küken im Nest.

Unbestritten ist, dass auch Eli das Talent der beiden anderen Mannings besitzt. Bislang blitzte es allerdings immer nur in einzelnen Spielen auf und verflüchtigte sich dann genauso rasch wieder. Wenn er am kommenden Sonntag mit den Giants die ungeschlagenen Patriots von Brady wegputzt werden aber sicherlich die ganzen Fehlpässe wieder vergessen sein, die sich Manning in der Saisonmitte leistete und die ihm den Spitznamen „Eli the Terrible“ eintrugen. Dann wird man ihm in New York vielleicht sogar verzeihen, dass es ihm an jeglichem Glamour mangelt. Wahrscheinlich finden dann die Kolumnisten der Boulevardblätter seine Schüchternheit und Langeweile sogar charmant. Für ein paar Wochen jedenfalls, bis der Jubel verpufft ist und ihnen der Stoff ausgeht. Dann werden sie wieder zu Dutzenden vor der Wohnung von Bündchen herumlungern und sehnsüchtig darauf warten, daß eine Limousine mit einem Kennzeichen aus Massachusetts vorfährt.