Tuesday, August 29, 2006

New York - Festung der Reichen

Traumstadt New York: Hier frühstückt man bei Tiffany, lebt unter Stadtneurotikern und hängt mit Hippies im Village ab. Von wegen. Aus Manhattan, dem Herz der Metropole, ist längst eine Hochburg für Yuppies geworden, in die deren Dienstboten nur tagsüber eingelassen werden.

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http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,433262,00.html

Friday, August 25, 2006

Kein Plan, kein Geld, keine Kraft mehr: Ein Jahr nach Katrina schwindet in New Orleans die Hoffnung


Als der Bostoner Stadtsoziologe John Logan von der Städteplanungsinitiative “Unified New Orleans” hörte, war er zunächst begeistert. „Wow – habe ich gedacht“, sagt der Professor der renommierten Brown-Universität, „genauso würde ich Städteplanung betreiben, wenn ich freie Hand hätte.“ Die erst im Juli verabschiedete Initiative sieht vor, dass die Bürger des zerstörten New Orleans die planerischen Entscheidungen über ihre eigenen Viertel treffen können. Teams professioneller Planer und Architekten werden ihnen mithilfe großzüger Mittel der Rockefeller Foundation als bloße Erfüllungsgehilfen zur Seite gestellt. Von der Idee her also eine Utopie basisdemokratischen Städtebaus.

Doch nachdem Logan mehrfach nach New Orleans gefahren war, um sich das Programm aus der Nähe zu betrachten, verging ihm der Enthusiasmus schnell wieder. „Ich befürchte, die Initiative wird zu einem Papier führen, dass zwar nach einem Städteplanungsdokument aussieht, das aber wenige konkrete Richtlinien für den Wiederaufbau enthält“, sagt Logan, nachdem er eine Reihe von Versammlungen besucht hat, in denen die Nachbarschaftsvereinigungen versucht haben, sich mit den Städteplanern zu verständigen. „Und selbst, wenn ein konkretes Programm dabei herauskommt, weiß kein Mensch, wie etwaige Maßnahmen umgesetzt werden sollen.“


Logan wurde schnell von jenem Pessimismus befallen, der irgendwann jeden beschleicht, der sich in dem Jahr seit der Flutkatastrophe mit den Verhältnissen in New Orleans auseinandersetzt. So idealistisch der neue Plan auf den ersten Blick wirkt – er ist im Kern nichts anderes, als ein letzter verzweifelter Versuch, die Rekonstruktion der Stadt in irgendeiner Weise zu lenken; ein letzter Versuch, die Wiederaufbau-Gelder nicht einfach zu verstreuen oder in korrupten Taschen verschwinden zu lassen sondern sie in eine Vision eines neuen New Orleans zu investieren. Doch nach den Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate glaubt kaum jemand mehr so recht daran, dass es je einen koordinierten Wiederaufbau geben wird. „Es gibt keinen Aufbau von unten, von der Basis. Es gibt keinen Aufbau von oben, von der Regierung. Die Stadt ist völlig gelähmt. Es ist eine Tragödie und ein Skandal“, klagt etwa der New Orleaner Schriftsteller Tom Piazza, der nach Katrina in seinem Buch „Why New Orleans Matters“ flammend an die Nation appelliert hatte, den so unersetzlichen wie einzigartigen Kultur-Mix der Stadt zu retten.

Am 15. September 2005 versprach George Bush, über vierzehn Tage nach dem Sturm endlich zum ersten Mal in der Innenstadt von New Orleans stehend, dass die „Stadt größer und besser“ wieder aufgebaut werde, als je zuvor. Die Zerstörung sollte als Chance genutzt werden, die Probleme von New Orleans, die während Katrina so drastisch zu Tage traten – Rassismus, Armut, Verslumung, Kriminilität – beim Wiederaufbau zu lösen. 60 Milliarden wollte er dafür alleine in der Anfangsphase ausgeben.

Bislang hat der Bund nur zehn Milliarden an den Mississippi überwiesen. Weitere Zahlung sind derzeit nicht geplant. Schlimmer noch, George Bush hat die beste Gelegenheit einer zentralen Städteplanung, die Probleme der Stadt tasächlich in Angriff zu nehmen, persönlich sabotiert. Der wohlgemerkt republikanische Kongressabgeordnete Richard Baker aus Louisiana hatte nur Wochen nach Katrina einen Plan vorgelegt, nach dem die Regierung den Bewohnern von New Orleans ihr beschädigtes Eigentum abkauft. Damit wäre allen gedient gewesen – die Obdachlosen hätten eine Starthilfe gehabt und der Staat hätte ausreichend große Teile der zertstörten Stadt in seinem Besitz gehabt, um wirksam neu planen zu können. Doch Geoge Bush hatte ideologische Bedenken: Das Projekt roch ihm zu sehr nach großer Bürokratie und somit letztlich nach Sozialismus.

Auch Bürgermeister Ray Nagin drückte sich aus politischen Gründen um schmerzliche planerische Entscheidungen. Bis heute ist klar, dass die Stadt nicht die Mittel und nicht die Möglichkeiten hatten, ihr gesamtes ehemaliges Gebiet mit der nötigsten Infrastruktur zu versogen: „New Orleans ist finanziell in der Krise. Es gibt kaum Schulen, keine ausreichende medizinische Versorgung, nicht einmal genügend Polizei“, sagt Professor Logan. Dennoch gab Nagin munter Baugenehmigungen an jeden aus, der sein Haus wiederaufbauen wollte. Selbst, wenn es weder Strom noch Wasser gab. Der Grund: Das Sperren oder gar Planieren der beinahe komplett zerstörten, zumeist schwarzen Bezirke wie etwa des Lower Ninth Ward hätte ihn für die Bürgermeisterwahlen im April seine schwarze Wählerbasis gekostet.

Doch auch nach seiner Wiederwahl hat Nagin keine harten Planungsentscheidungen getroffen. Viele Bürger haben unterdessen das Warten auf Vorgaben und Erlaubnisse aufgegeben und nach guter amerikanischer Wildwest-Manier einfach ihre Häuser mitten in völlig zerstörten Gegenden wiederaufgebaut. An Strassen, in denen noch immer mit Schlamm überzogene Autwracks stehen, und in denen die Mehrzahl der Gebäude noch immer verschimmelt und verwüstet sind, stehen vereinzelt frisch renoviert Einfamilienhäuser. Ein surreales Bild. Und nach Ansicht Vieler keine gesunde Entwicklung: „So sehr ich den Geist dieser Leute bewundere“, sagt der Umwelt-Ökonom Richard Campanella von der New Orleaner Tulane Universität, „ich bin mir nicht sicher, ob es so glücklich ist in einer Gegend zu bauen, von der man nicht weiß, ob sie jemals wieder eine Grund-Infrastruktur haben wird.“

Von „Unified New Orleans“ erhofft sich Campanella ebenso wenig wie sein Kollege John Logan. „Es gibt keine Instanz, die die Pläne der einzelnen Nachbarschaften zu einem Ganzen koordiniert. Und es gibt kein Geld, um die Pläne in den Nachbarschaften auch umzusetzen.“ Den Luxus der basisdemokratischen Städteplanung kann die Stadt New Orleans sich in ihrer Lage ganz offenkundig finanziell wie zeitlich nicht leisten. „Wir kommen ohne eine mutige und entschlossene Führung nicht aus“, sagt Campanella. Doch die ist weit und breit nicht in Sicht. In Washington nicht. Und auch nicht in New Orleans.

Sebastian Moll

Tuesday, August 22, 2006

Anklage der Gleichgültigkeit - Spike Lees Katrina-Dokumentation

Die Kamera verharrt brutal und reglos auf dem Gesicht von Herbert Freeman Jr. während sich der schwarze Mann Satz für Satz die schmerzlichste Erinnerung seines Lebens herausquält. „Ich wollte bei ihr bleiben“, erzählt er mit flacher Stimme von dem Augenblick, als die Nationalgarde ihn mit Gewehr im Anschlag in einen Bus vor dem Kongresszentrum von New Orleans zwang, während seine gerade gestorbene Mutter in ihrem Rollstuhl zusammengesunken auf die Leichenwagen warten musste. „Ich sagte, lasst mich doch noch einmal zu ihr gehen.’ Doch der Soldat sagte, ‚Du gehst nirgends hin, Du steigst in diesen Bus.’“

Solche Passagen sind kaum zu ertragen. Doch sie reißen nicht ab in Spike Lees Dokumentarfilm über die Orkankatastrophe von New Orleans, der in dieser Woche in vier Teilen im US-Kabelfernsehen läuft: Die minutenlangen Sequenzen von in stinkendem Brachwasser schwimmenden, aufgeblähten Leichen etwa, unterlegt von der melancholischen Trompete des New Orleaner Bluesers Terence Blanchard; oder die nervlich völlig erschöpfte Cheryl Livaudais, die vor ihrem Wohnwagen inmitten eines endlosen Trümmerfeldes steht und unter Tränen in die Kamera schreit: „Ich hoffe dass die Politiker oder Ingenieure oder wer auch immer das hier angerichtet hat, nachts schlafen können.“

Spike Lees vier Stunden langes „Requiem“ für New Orleans, wie er den Film nennt, ist, wie das Lamento von Livaudais eine schreiende Anklage. Eine Anklage der Gleichgültigkeit aller Regierungsstellen- und Ebenen gegenüber dem Schicksal der Menschen von New Orleans. Eine Anklage des Rassismus, der darin zum Vorschein kam. Sowie eine Anklage der amerikanischen Gesellschaft, die jahrzehntelang vor dem Elend der armen schwarzen Bevölkerung in New Orleans die Augen verschlossen hat und das weiterhin tut. „Was mich am meisten bedrückt, ist, dass die Bilder vom Golf für viele Leute eine Überraschung waren“, sagt Spike Lee. „Die Regierung der USA hat es bis Katrina hervorrragend verstanden, die Armut in diesem Land zu verstecken.“

Dabei gibt Lee, der seit 15 Jahren erfolgreich Kino von Schwarzen für Schwarze zurück auf amerikanische Leindwände gebracht hat, vor, dass er sich als Autor in dieser Dokumentation weit gehend zurück genommen habe. Wie sein Vorbild Max Ophüls in Le Chagrin et la Pitie (Der Zorn und das Mitled) wollte er unverstellt die Menschen ihre Geschichten erzählen lassen. „Ich wollte das authoritative Zeugnis dieser Katastrophe und dieser Travestie schaffen“, sagt er. Die Menschen von New Orleans sollten ihre eigene Geschichte schreiben.

Tatsächlich ist der Autor nicht ein einziges mal zu sehen oder zu hören in den vier Stunden. Doch Lee versteht es als versierter Filmemacher dennoch, seinen Standpunkt deutlich zu machen. Vielleicht sogar noch wirkungsvoller, als mit direkter Polemik. So versäumt etwa Spike Lee gewöhnlich keine Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass die USA sich mit ihrer Sklaverei-Vergangenheit noch nie wirklich auseinander gesetzt haben. Diese Kritik formuliert er seit fast 20 Jahren, man erwartet das von ihm. Wenn sich aber eines der Flutopfer von Katrina an die Sklaverei erinnert fühlt, dann gewinnt das an Überzeugungskraft. „Die Evakuierung, die meine Famile über die ganze USA verstreut hat, war wie eine vorzeitliche Erinnerung. Ich fühlte mich plötzlich wie auf dem Auktionsblock“, sagt die New Orleanerin Gina Montanna.

Wie mit dem Sklaverei-Argument, verfährt Spike Lee auch mit den krassierenden Theorien, denen zufolge die Dämme in den Armenvierteln von New Orleans gesprengt wurden, um den Druck auf die Dämme in den besseren Gegenden zu schützen. Zwei Bewohner des Slums Lower Ninth Ward erzählen Lee, sie hätten in der Nacht des Orkans Explosionen gehört. Spike Lee behauptet, er zeichne das nur auf. Eine Meinung habe er dazu nicht.

Doch so einfach kann Lee seinen Standpunkt nicht verbergen. Mit oder ohne Verschwörungstheorien klagt Lee die beschämende Gleichgültigkeit Amerikas gegenüber der – vorwiegend schwarzen und armen Menschen in Süd-Lousiana an. Er hofft damit, ein Jahr nach Katrina das Augenmerk wieder auf die Golfküste zu lenken, wo der Wiederaufbau quasi zum Stillstand gekommen ist. Allerdings muss er dabei im Moment gegen ein anderes Jubiläum ankämpfen – den 11. September. Und damit beschäftigen sich die Mächtigen in Amerika weit lieber, als mit dem Schandfleck New Orleans.

Sebastian Moll

Thursday, August 17, 2006

Strassenbasketball in New York - Fest im Ghetto



Plötzlich stehen zwei gefährlich aussehende schwarze Männer auf. „Du dummer stinkender Nigger“, schreit der eine von der Tribüne aus auf das nur drei Meter entfernte Spielfeld, wo der Spieler Namens „The Wire“ - ein kolossaler zwei Meter-Athlet - gerade den Korb verfehlt hat. „Die Verteidiger sind alle fünf Zentimeter kleiner als Du, Du Penner“, fügt sein Begleiter an, der wie der erste Großsprecher eine dicke Goldkette um den Hals, riesige Brillianten im Ohr, sowie eine dunkle Gucci-Sonnenbrille unter seiner schief sitzenden Baseballmütze trägt. Die Menge der 2500 Zuschauer rund um das Basketballfeld des Holocombe Rucker Playground an der 155ten Strasse, mitten in einer Plattenbausiedlung im ärmsten Teil von Harlem, johlt zustimmend und man hat einen Augenblick lang Angst um „The Wire“.

Doch der Spieler weiß sich zu wehren. „Um Dich kümmere ich mich später“, ruft er zurück. Dann packt er sich den Ball, windet sich artistisch durch die Verteidigungslinien der gegnerischen Mannschaft und stopft unter lautem Getose von den Rängen den Ball mit einer martialischen Geste in den Korb. „Das ist mein Boy Boy“, jubelt MC Hannibal, der Rapper mit dem diamantenbesetzten ipod um den Hals, der hier die Ansage macht und der mit seinem Mikrofon mitten auf dem Spielfeld zwischen den Spielern herumtänzelt. Dann dreht Hannibal die Anlage auf und aus den Boxentürmen dröhnt ein altes 70er-Jahre Isaac Hayes Stück. Auf der Tribüne steht eine Frau mit einem riesigen Afrohaarschnitt und einem hautengen roten Retro-Hosenanzug auf und wirft ekstatisch zum Rhythmus die Arme in die Luft.

Zwischen Mitte Juli und Mitte September geht es jeden Abend hier so zu auf dem „Rucker“ – dem legendärsten der Hunderten von städtischen Basketballfeldern von New York. Jeder dieser „Playgrounds“, die auf der Strasse Namen tragen wie „The Hole“, „The Garden“ oder „The Cage“, hat ein Sommerturnier, organisiert von irgendeinem Basketball-Verrückten aus der Nachbarschaft. Aber keines ist wie das Rucker. Das Rucker ist das Berühmteste und Beste, die Weltmeisterschaft des wilden Straßenbasketball.

Teil der Rucker-Aura ist, dass der Rucker Platz – eigentlich nicht mehr als ein trostloser Betonspielplatz in einer monströsen Sozialbausiedlung – eben in Harlem liegt. Harlem ist seit jeher der Inbegriff des schwarzen Ghettos und Basketball ist nach Ansicht der Puristen dieses Sports eben vor allem ein Ghetto-Sport. Ein schwarzer Ghetto Sport. Vor 50 Jahren organisierte der Schullehrer Holocombe Rucker hier für die Ghetto-Kinder ein Turnier, um sie von Drogen und Kriminalität abzuhalten. Ghetto-Kinder von der Strasse zu holen ist der ursprüngliche, eigentliche Sinn des Spiels und deshalb hat der Basketballsport hier - zwischen einem Wohnheim für Obdachlose und dem sechsspurigen Highway entlang des Harlem River - seine Wiege und seine Heimat.

Auf dem Rucker ist die Verbindung von Basketball und der Strasse so lebendig wie nirgendwo sonst. In der Profi-Liga NBA wird immer mehr alles, was nach schwarzer Straßenkultur aussieht verboten und verdrängt – die übergroßen „Baggy“-Sporthosen wurden per Reglement auf Knielänge gekürzt und die Profis dürfen seit ein paar Monaten nur noch im Anzug zu den Spielen erscheinen. Goldketten und Strafgefangenenhosen sind unerwünscht. Auf dem Rucker macht die schwarze Subkultur jedoch ihren Anspruch geltend, dass dieser Sport noch immer ihr gehört.

So ist das Rucker-Turnier durch und durch eine Hip-Hop Veranstaltung. Groß prangen an dem Maschendrahtzaun rund um den Platz Transparente von Plattenlabels wie Def Jam. Der Organisator des Rucker, Greg Marius, ist selbst ehemaliger Rapper. Und viele der Teams – Auswahlmannschaften der besten Spielplätze der Stadt – werden von Rappern geführt. So etwa das Star-Team des Abends, die X-Men, die Fat Joe gehören. Fat Joe bezahlt den Jungs ein Handgeld und die Trikots und steht dafür jeden Abend beim beliebtesten Event von Harlem im Rampenlicht – ein Deal, der für alle Seiten passt.


Bevor sich Fat Joe auf die für seine X-Men reservierten Stühle setzt, schlurft der pausbäckige kleine Mann in seinem Schlafrock-langen T-Shirt einmal um den Platz und grüßt die johlenden Fans. Sie feiern ihn heute besonders, weil er einen speziellen Freund mitgebracht hat. Für Fat Joes Team spielt heute abend Ron Artest, einer der besten Verteidiger der Profiliga NBA. Joe und Ron sind zusammen in Queensbridge, dem schlimmsten Viertel des New Yorker Stadtteils Queens, aufgewachsen, sie nehmen zusammen HIP-HOP Platten auf und deshalb tut Ron Joe den Gefallen, hier zu spielen. Ausserdem, sagt der 2,10 Meter Riese mit dem freundlichen Grinsen, spiele er gerne auf dem Rucker: „Das ist in der Nachsaison das beste Training, das man sich vorstellen kann. Und es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln.“

Auch das ist Teil des Rucker-Mythos. Es kann jeden Abend passieren, dass ein Top-Profi plötzlich auftaucht und mitspielt. Es gilt als eine Ehre unter den Multimillionen Dollar-Stars dem Rucker die Reverenz zu erweisen; zu zeigen, dass man nicht vergessen hat, woher man kommt; dass man sich nicht zu gut dafür ist, auf einem Spielplatz im Ghetto, wo kein Eintritt verlangt wird, für die Leute zu spielen, die sich Karten für ein NBA-Spiel nicht leisten können; dass man sich nicht davor scheut, ohne Bodyguards vor die Leute zu treten und ungeduscht wieder nach Hause fahren zu müssen, weil es hier keine Kabinen gibt, sondern nur die Strasse; dass man sich nicht zu gut dafür ist, gegen alternde Ex-Stars und aufstrebende Teenager zu spielen.


Artest spielt jeden Sommer hier und er fügt sich in die Umgebung ein, als hätte er nie das Ghetto verlassen. Wenn man nicht wüsste, wer er ist, würde nichts auf seine Anwesenheit hinweisen. Keine Autogrammkartenjäger, keine Bodyguards, keine Sonderbehandlung durch den Veranstalter oder den Sprecher. Nur einmal fordert MC Hannibal die Leute auf, Artest „etwas Liebe“ zu zeigen, weil er schließlich „nicht bei uns spielen muss.“ Trotzdem braust kein übermässiger Applaus auf. Die Fans behandeln Artest auch nicht anders, als die anderen Spieler, doch dass sie ihn nicht belagern, bedeutet nicht, dass sie ihn nicht bewundern. Es ist vielmehr eine Form des Respekts. Sie wissen, dass die Stars, wenn sie hierher kommen, eben einmal keine Stars sein wollen. Artest genießt es sichtlich spät am Abend, nach dem Spiel, in Jeans-Shorts und mit freiem Oberkörper mit seinen Mannschaftskameraden auf einer Parkbank am schwarz durch die Nacht rollenden Harlem River zu sitzen und herum zu albern. Für einen Abend darf er wieder zu dem werden, der er war, bevor er ein Star wurde, zu irgendeinem schwarzen Jungen, der auf der Strasse Basketball spielt. Und der irgendwann einmal Profi werden will.

Und das wollen sie alle. „The Wire“ etwa, der zivil Keith West heißt und wie Ron Artest aus Queensbridge kommt. 26 Jahre alt ist West, er spielt in der Amateurliga ABA wenn er nicht auf der Strasse spielt. Einen zivilen Job hat er nicht, er konzentriert sich auf das Basketball und „jagt den Traum“ vom NBA-Vertrag, wie er mit strahlenden Augen sagt, als er nach gewonnenem Spiel an dem Zaun zwischen dem Spielfeld und dem Kinderkarrussell lehnt.

Ron Nacleiro findet hingegen, dass „The Wire“ sich lieber einen anderen Traum suchen sollte. Der kleine glatzköpfige weiße Mann ist seit Jahrzehnten Basketballtrainer an städtischen Schulen und betreut am Rucker ab und zu die eine oder andere Mannschaft. Nacleiro hat Generationen von Jungs wie The Wire gesehen, die ewig darauf warten, dass ein NBA Talent-Scout vorbei kommt . Und die dabei die Gelegenheit verpassen, etwas anderes zu werden, als ein gescheiterter Basketballspieler; etwas anderes als einer, der ewig über die New Yorker Playgrounds tingelt.

In seinem Buch „The Last Shot“ hat der New Yorker Journalist Darcy Frey bedrückend dokumentiert, wie der trügerische Traum vom NBA-Vertrag in den schwarzen Ghettos die Leben junger Männer zerstört. Von 500.000 Jugendlichen bekommen weniger als ein Prozent ein Basketball Stipendium für das College. Das wiederrum ist die Voraussetzung für einen Profivertrag. Karrieren wie die von Ron Artest sind eher ein Wunder, als ein realistisches Ziel. Und trotzdem jagen die männlichen Jugendlichen auf den Spielplätzen von New York lieber diesem Traum nach, als sich um eine Ausbildung zu kümmern. Der trügerische Mythos, dass Basketball der einzige Ausweg aus dem Ghetto ist, hält sich aller gegenteiligen Evidenz zum Trotz hartnäckig. In der Regel ist Basketball jedoch der sicherste Weg dem Ghetto nie zu entkommen.

Mittlerweile brennen in den Hochhäusern rund dem Rucker überall die Lichter und die Menschen blicken aus ihren Wohnungsfenstern auf das Flutlicht-erleuchtete Spielfeld. Dort stürmen Ron Artest und Spieler mit Strassennamen wie „The Mutant“ oder „Lumberjack“ den Asphalt hoch und runter und zeigen der aufgepeitschten Masse jenes freie, schnelle und artistische Spiel, dass den anarchischen Playground-Basketball von etablierteren Wettbewerben unterscheidet. MC Hannibal hat seinen Flow gefunden, hüpft zwischen den Spielern hin und her und rappt immer schneller und immer lauter seine Moderation in das Mikro. „Achtet nicht auf den Spielstand“, schreit er die Menge an. Es geht hier nicht ums gewinnen, sondern nur um das Spiel.“ Artest schießt einen Pass über 15 Meter durch die Harlemer Nacht und einer seiner Mitspieler, den sie „Windmill“ nennen, pflückt ihn aus der Luft und versenkt ihn kraftvoll im Netz. Ein Aufschrei der Begeisterung bricht aus 2,500 Kehlen und hallt beinahe eine Minute lang von den kahlen Wänden „Polo Ground“-Sozialbausiedlung zurück, die den Spielplatz umringen wie eine Gefängnismauer.

Sebastian Mol

Monday, August 14, 2006

"Eine Lektion in Demut" - Boy George als Straßenfeger in New York




New York. Von weitem sieht der stämmige Mann in der dreiviertel langen Jogging-Hose und der orange-farbenen Weste aus wie ein ganz gewöhnlicher Müllarbeiter. Erst, als Boy George an den Zaun rund um das Strassenreinigungsdepot der Stadt New York am East River tritt und die geduldig wartenden Paparazzi um eine Zigarrette anschnorrt, erkennt man die Achtziger Jahre- Pop-Ikone an den großflächigen Kopf-Tätowierungen, die durch seinen adretten Kurzhaarschnitt durchschimmern. „Ich glaube, ich werde den Wächter jetzt verführen“, zwinkert George den Reportern zu, bevor er von einem uniformierten Polizisten in das Hauptgebäude der Anlage eskortiert wird, um dort in der Kantine sein Mittagessen einzunehmen.

Auch ein halber Tag Staub kehren auf den schmutzigen und heißen New Yorker Strassen hat den ehemaligen „Culture Club“-Frontmann und jetzigen Nobel-Disco-DJ offenbar noch nicht ganz seine Keckheit gekostet. Dabei sollte der Dienst, den der zivil George O’Dowd getaufte Brite fünf Tage lang versehen muss, ihm laut dem New Yorker Richter Anthony Ferrara eine „Lektion in Demut“, sein. „Er muss nicht gedemütigt werden, er ist ein sehr bescheidener Mann“, hatte dazu Georges Manager Jeremy Peace gesagt, als der für seine Drogeneskapaden berüchtige Sänger am Montag früh um sieben Uhr auf der Henry Street in Chinatown zu seinem Dienst antrat.

Auf den Richter hatte George jedoch offenkundig einen anderen Eindruck gemacht. George hatte mehrfach Ferraras Vorladungen einfach ignoriert. Als er dann unter Haftandrohung endlich in Ferraras Gerichtssaal erschien, bot George an, als Sozialdienst New Yorker Jugendlichen Modekurse zu geben oder bei einer AIDS-Hilfe-Veranstaltung zu singen. Offenbar fühlte sich der Richter verulkt und brummte George den niedersten und unangenehmsten Dienst auf, den die Stadt in solchen Fällen anzubieten hat: Bei beinahe 35 Grad auf stinkenden New Yorker Strassen den Dreck zu beseitigen.


George war im Oktober des vergangenen Jahres in seinem New Yorker Apartment verhaftet worden, nachdem die Polizei dort Kokain in rauhen Mengen entdeckt hatte. Offenbar unter dem Einfluss der Droge hatte George selbst die Polizisten angerufen und einen angeblichen Diebstahl gemeldet. Die Cops fanden jedoch keine Diebe sondern nur George, ein japanisches Model und viel weißes Pulver. George konnte jedoch letztlich nur dafür belangt werden, dass er eine falsche Anzeige erstattet und somit die Zeit der New Yorker Polizei verschwendet hatte. Fünf Tage Sozialarbeit lautete die Strafe.

Die geplante Lektion in Demut drohte allerdings schon in den ersten Minuten zu einer Farce zu verkommen. Als George im Morgengrauen am Depot der Müllabfuhr vorfuhr warteten bereits Dutzende von Fotografen und Kamerateams auf ihn. In einem Autokorso durch das erwachende Manhattan verfolgten sie den weißen Müllwagen, mit dem George zu seinem Arbeitsplatz gebracht wurde und bedrängten den 45-Jährigen von allen Seiten, als er versuchte sich an sein Arbeitsgerät – einen großen rollenden Mülleimer, eine Stahlschaufel und einen Besen – zu gewöhnen.

Die Behinderung nervte George sichtlich. „Verschwindet, haut ab“, rief er und stieß mit seinem Besen nach einem der Fotografen. „Glaubt ihr, ihr seid etwas besseres, als ich? Lasst mich meine Arbeit machen. Das soll mich demütig machen hier. Lasst mich das machen hier. Ich will einfach nur meinen Job erledigen.“

Doch die Reporter gehorchten nicht und so packte ein Offizieller der Müllabfuhr George schon nach einer Viertelstunde wieder in seinen Wagen und karrte ihn zurück in das Depot der Behörde unter der Manhattan Bridge. „Wir werden etwas für ihn auf dem Gelände finden. Das macht keinen Sinn hier.“

Zur Mittagspause haben sich die Dinge dann beruhigt. Zusammen mit zwei ebenfalls straffällig gewordenen Jugendlichen fegt George träge die Zufahrtsstrasse zu einer großen Garage für die New Yorker Müll- und Straßenreinigungswagen. Die Reporterschar ist auf ein knappes Dutzend geschrumpft, das artig vor dem Drahtzaun des Geländes darauf wartet, dass George vorbei kommt und etwas sagt. Mittlerweile ist George sogar ganz froh darüber, dass sie da sind, und sei es nur, weil sie die Monotonie seines Jobs ein wenig durchbrechen. „Ich habe jetzt schon die Schnauze voll“, raunt er ihnen zu, während er sich nach der Mittagspause bei einem britischen Kameramann noch eine Zigarrette besorgt. Über das Gelände donnert dröhnend der endlose Verkehrstrom vom FDR-Drive, dem sechsspurigen Highway, der das Manhattaner Ufer des East River säumt. Der Schweiß strömt einem den Rücken herunter, wenn man nur so da steht. Über den braunen Designerturnschuhen klebte der Dreck an Boy Georges Beinen wie Schlamm. Wie in Zeitlupe schlept er sich an seiner Kippe saugend zurück zu seinem Besen. Noch viereinhalb Tage Fegen hat George vor sich.

Saturday, August 12, 2006

"Ausrede, um die Buereger zu schickanieren" - New Yorker Reaktionen auf den verhinderten Terror-Anschlag

Der vereitelte Anschlag auf die Londoner Passagiermaschinen am Donnerstag haette fuer George Bush kaum zu einem oportunerem Zeitpunkt kommen koennen. Erst zwei Tage zuvor hatte der als expliziter Irakkriegsbefuerworter bekannte demokratische Senator Joe Leberman seinen Vorwahlkampf in Connecticut verloren: Fuer die meisten Beobachter ein klares Zeichen dafuer, dass Bush es sich durch sein Irak-Engagement mit den amerikanischen Waehlern verscherzt hat.


Bush verschenkte freilich auch keine Sekunde, um diese unerwartete politische Gelegenheit zu nutzen und die Amerikaner daran zu erinnern, dass es noch immer „genuegend Leute da draussen gibt, die uns etwas fuer das antun wollen, an was wir glauben.“ Auch der gerade gescheiterte Liebermann, frueherer Vizepraesidentschaftskandidat, nutzte die Gelegenheit, um die Kriegstrommeln zu ruehren und seinen Wahlkampf als unabhaengiger Kandidat vorzubereiten: „Zu viele Leute in der Politik und ausserhalb der Politik unterschaetzen, wie ernst die Bedrohung der amerikanischen Sicherheit und wie boese unser Feind ist – boeser noch, als die Nazis und gefaehrlicher als die Soviets.“

Tatsaechlich waren die Amerikaner an dem Tag des verhinderten Attentats wieder empfaenglicher fuer die Botschaften derer, die eine harte Linie im „Krieg gegen den Terror“ fordern. Der New Yoerker Kuenstler Thomas Martin etwa, sagte gegenueber der New York Times, sein Gefuehl der Sicherheit sei voellig erschuettert: „Die Groessenordnung dessen, was da geplant war, ist schon erschreckend.“

Darueber, ob die Verhinderung des Anschlags ein Erfolg der Bush-Politik war, sind die Amerikaner allerdings gespalten. Waehrend etwa Ron Spangenberg aus Illinois Bush lobte und sich wunderte, „woher denn die Zweifler kommen“, sagte Mary Mackley in New York, „der Krieg im Irak laeuft so schlecht. Dieser angebliche Anschlag wirkt beinahe wie ein Ablenkungsmanoever. Ich habe das Gefuehl, dass unsere Sicherheit gefaehrdeter ist, als wenn Bush gar nichts getan haette in den vergangenen Jahren.“


Auch Susan Wolfe, eine Ladenbesitzerin in Montana, war sich nicht sicher, ob das teure Homeland-Security-Ministerium etwas dazu beigetragen hatte, die Flugzeuganschlaege zu verhindern. „Ich glaube die Briten haben hervorragende Arbeit geleistet“, sagte sie gegenueber der Times. „Ob wir von unserer Seite etwas dazu getan haben – keine Ahnung.“


Die New Yorker Geschaeftsfrau Jan Lakin, die am Donnerstag fuer den ansonsten auf vier Stunden bemessenen Flug von Las Vegas nach New York dreizehn Stunden brauchte, war von den verschaerften Sicherheitsmassnahmen an den Flughaefen nur genervt und glaubte auch nicht, dass die Sicherheitsbemuehungen der Behoerden irgendeine Wirkung hatten. „Das war einfach nur erniedrigend und deprimierend heute. Ich meine erst duerfen wir keine Nagelscheren mitnehmen und muessen mit Plastikbesteck essen, muessen die Schuhe ausziehen und uns filzen lassen und jetzt duerfen wir kein Shampoo mehr einpacken. Das ist doch alles plumpe Symbolik, reiner Aktivismus. Die Regierung will zeigen, dass sie etwas tut und tut dann irgendetwas, egal ob es Sinn macht oder nicht. Der einzige Effekt, den das hat, ist es, die Buerger zu schikanieren.“


Auch der aegyptisch-staemmige Computer Programmierer Fady Mohaber auesserte Zweifel daran, dass Bushs „Krieg gegen den Terror“ effektiv ist. „Sicher sind die, die man jetzt erwischt hat, schuldig. Aber man loest doch das Problem nicht, indem man eine einzige Gruppe verfolgt. Das ist doch endlos, das geht doch dann immer so weiter.“

Die liberale Nachrichtenwebsite Slate wiess unterdessen daraufhin, dass die Amerikaner von dem Fahndungserfolg der Briten etwas wichtiges lernen koennten. Das britische MI5 haette in der Sache eng mit den pakistanischen Behoerden zusammen gearbeitet. Vor diesem Hintergrund sollte sich die US Regierung ueberlegen, ob es nicht an der Zeit waere, mit Regimen wie Syrien und Iran zu reden, anstatt sie pauschal abzulehnen: „Ist es nicht an der Zeit, unangenehme Schritte zu tun, um Terrorakte zu verhindern?“

Die konservative New York Sun hingegen lobte in ihrem Kommentar am Freitag Praesident Bush dafuer, dass er den Feind mit der Bezeichnung „islamischge Faschisten“ endlich einmal beim Namen genannt habe. „Das ist keine reine Frage der Semantik. Es geht dabei nicht darum, Hass in der muslimischen Welt zu streuen, sondern den Feind zu verstehen. Gestern wurde eine wichtige Schlacht gegen den Teror gewonnen. Den totalen Sieg werden wir jedoch erst gewinnen, wenn wir uns dazu bringen koennen, den wahren Namen unseres Feindes auszusprechen.“

Ob letztlich die Konservativen oder die Lieberalen in den USA aus dem vereitelten Anschlag von London politisches Kapital ziehen, werden vermutlich erst die Kongresswahlen im November zeigen. Eines steht jetzt jedoch schon fest – er hat ein Amerika, das gerade dabei war, ein wenig zusammen zu ruecken, wieder polarisiert.

Wednesday, August 09, 2006

"Jetzt schon veraltet" - Wie die New Yorker Oliver Stone finden

New York. Plötzlich sind die Erinnerungen wieder da. Als Dolly Daier aus dem Kino auf die hektische 42te Strasse in Midtown Manhattan tritt, hat sie wieder jedes Detail jenes Morgens vor fünf Jahren vor Augen, als zwei Passagierflugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center rumsten. „Mein Hund hat mich an dem Morgen geweckt“, sagt die junge Frau mit der zerfledderten Jeans und der dunklen Sonnenbrille. „Er hat auf einmal angefangen zu bellen wie verrückt, weil er die Erschütterung gespürt hat, als der erste Turm fiel.“

Auch für George Allen hat Oliver Stones „World Trade Center“ die verwirrende und verwirrte Welt jenes Tages und der Zeit danach wieder gegenwärtig gemacht. Der schmale Mann mit der grün getönten Brille, war besonders davon berührt, wie Oliver Stone den brutalen Bruch in einem ganz normalen Tag in New York rekonstruiert hat, der so unerwartet in der Katastrophe endet: „Man hat damals den Boden unter den Füßen verloren. Alles war surreal“, erinnert sich Allen.

Genau das war freilich Oliver Stones Ehrgeiz bei dem gewagten Projekt, die erste große Hollywoodproduktion über den 11. September abzuliefern: Die Geschehnisse jenes verhängnisvollen Tages wiedererlebbar zu machen. Stone wollte, wie er behauptet, „apolitisch“ bleiben und folgte dazu der Konvention gängiger Katastrophenfilme. Das Desaster wird personalisiert – wir erleben den Tag durch die Augen der beiden Polizisten Will Jimeno und John Mc Loughlin, die einen quälend langen Tag und eine ebenso lange Nacht in den Trümmern des World Trade Center eingeschlossen sind, bevor sie gerettet werden.

Die New Yorker finden, dass es Stone trefflich gelungen ist, mittels solcher Personalisierung die Welt des Herbstes 2001 wieder auferstehen zu lassen. „Herr Stone hat eine öffentliche Tragödie genommen und sie in etwas ebenso aufwühlendes wie unglaublich unglaublich Trauriges verwandelt“, lobt die New York Times. „Die beinahe unheimlich wahrheitsgetreue Darstellung der emotionalen Realität jener Tage produziert beinahe so etwas wie Nostalgie. Nicht, dass man derartige Agonie je wieder erleben möchte – es geht vielmehr um die außergewöhnliche Nächstenliebe, die in jenen Tagen spürbar war.“

Es war gewiß jenes für New Yorker so ungewohnte mitbürgerliche Mitgefühl, das die Zeit rund um 9/11 erträglich gemacht hat. Das Wiedereleben jener schlimmen Tage dämpft Oliver Stone unterdessen vor allem durch sein Happy-End im Hollywoodstil. Und dieses Hoffnungsvolle an Stones Werk ist, wie der Kommentator des New Yorker Boulevardblattes Daily News, David Hinckley, findet, ein wichtiger Beitrag zur Heilung: „Wenn man die blutige Menschheitsgeschichte betrachtet, ist oft das nackte Überleben das Einzige, dass es zu feiern gibt“, schreibt Hinckley. „Vielleicht hilft uns „World Trade Center“ dabei, wieder einmal diesen winzigen Schritt zu tun, und uns über das Überleben zu freuen.“

Andere hätten es hingegen lieber weniger optimistisch gehabt. „Ich konnte mir beim Betrachten der bangenden Familien nicht helfen, ständig an die Zehntausende zu denken, die das Schlimmste befürchtet und dann auch das Schlimste erlebt haben“, schreibt David Edelstein im seriösen Stadtmagazin „New York“.

Stone hat das Thema wohl aus Respekt vor der Frische der seelischen Verwundungen mit Samthandschuhen angefasst. Dabei wollen viele New Yorker gar nicht mit Samthandschuhen angefasst werden. „Ich habe einige Bekannte, die sich weigern, diesen Film zu sehen“, sagt George Allen nach seinem vormittäglichen Kinobesuch in der Nähe des Times Square. „Ich finde das kindisch. Ich will mich nicht verstecken, ich will mich damit auseinandersetzen.“

Vor allem wollen viele New Yorker nicht, wie Stone dies zumindest vorgeblich versucht hat, von der Diskussion um die politischen Implikationen des 11. September verschont bleiben. „Ist es wirklich für den kollektiven Heilungsprozess notwendig“, fragt David Edelstein im New York Magazine, „den 11. September als reine Geschichte von Einzelschicksalen zu erzählen? Oder ist das nicht vielmehr ein Leugnen der schweren und langfristigen Folgen dieses Tages? Ich weiß nur, dass dies ein merkwürdiger Zeitpunkt ist, um unpolitisch zu sein.“

So unpolitisch, wie der Film daher kommt, ist er allerdings auch gar nicht. Der Kritiker der linken Village Voice, John Hoberman, stößt sich jedenfalls daran, wie sehr der Film von christlichen Motiven durchdrungen ist, sowie von der moralischen Überhöhung der amerikanischen Familie. Gänzlich zu viel ist für Hoberman jedoch der Soldat, der am Ende durch die Ground Zero-Trümmer stapfend raunt, dass „es viele gute Männer brauchen wird, um das hier zu sühnen.“ „Ist es denn überhaupt nicht mehr möglich, die Welt nach dem 11. September anders zu verstehen, als mit den Begriffen von George W. Bush?“, schreibt Hoberman. Und: „Wer zieht denn unsere braven Jungs im Irak aus den Trümmern?“

Jenes Kriegsgetrommel am Ende stößt auch George Allen auf. „Das war völlig überflüssig.“ Aber es beängstigt ihn auch nicht sonderlich. Direkt über seinem Kopf läuft am Times Square die Meldung über das Reuters-Lichtband, dass der Senator Joe Lieberman als expliziter Irakkriegsbefürworter den Vorwahlkampf in Connecticut verloren hat. Allen deutet auf die Meldung und grinst: „Ich glaube Stones Film ist jetzt schon veraltet.“

Saturday, August 05, 2006

Floyd Landis: Der Kampf des Verzweifelten

Floyd Landis hat nach dem positiven Befund seines B-Tests angekündigt, sich mit Händen und Füssen gegen seine Sperre, gegen die Beschädigung seines Rufes, gegen die Zerstörung seiner öffentlichen Person anzugehen. Seine Anwälte lassen keinen Zweifel daran, dass sie sich nicht beugen werden, bis alle Rechtsmittel ausgeschöpft sind, bis ihnen wirklich endgültig die Munition ausgegangen ist. „Das ist nur der Anfang eines langen Prozesses“, sagte der spanische Landis-Verteidiger Jose Maria Buxeda am Samstag.

Für den Radsport im besonderen und für den Sport im Allgemeinen wäre es sicher besser, wenn Landis uns allen dieses Theater ersparen würde. Wenn er nicht monatelang vor allen möglichen sport- und zivilrechtlichen Instanzen ein öffentliches Tauziehen um sein Gelbes Trikot veranstalten würde. Wenn er zugeben würde, dass er sich vor seiner heroischen Alpenetappe ein Testosteronpflaster sonst wohin geklebt hat und wenn er dann seinem Freund Oscar Pereiro das Siegerhemd zuschickt.

Doch es geht um zu viel. Es geht um Landis’ Karriere, um sein Auskommen und um seine Zukunft. Als Tour Sieger ist er ein gemachter Mann, kann sich seine Verträge aussuchen und hat ein gesichertes Auskommen als öffentliche Figur in der einen oder anderen Funktion bis an sein Lebensende. Als überführter Doper steht er vor dem Nichts. Geächtet von der Branche und von der öffentlichen Meinung zum Kriminellen gestempelt bleiben ihm nicht mehr viele Optionen. Zurück nach Pennsylvania gehen und auf der Farm seiner Eltern arbeiten vielleicht.

Man ist versucht zu sagen, das hätte er sich vorher überlegen sollen. Und sicher ist eine solche Stammtischrede auch nicht gänzlich unangebracht. Sie blendet jedoch die Tragik von Schicksalen wie dem von Floyd Landis und mit Einschänkungen auch von Jan Ullrich aus. An einem glorreichen Tag können sie sich unsterblich und reich machen, mit einer einzigen Heldentat zum ewigen Liebling ganzer Völker werden. Wenn sie ob dieser Versuchung schwach werden, werden sie jedoch zu Bösewichtern und Dämonen. Dabei ist die Grenze, die sie überschreiten, gar nicht so groß, wie sie scheinen mag. Es ist nicht viel Natürliches an einem Sportprofi-Leben – mit all dem wissenschaftlichen Training, tagein, tagaus und all den erlaubten medizinischen und technischen Hilfen. Mit einem Testosteronpflaster werden sie jedoch zu Kriminellen. Sympathie mit Kriminellen ist nicht populär. Dennoch – die Grausamkeit dieses Systems ist nicht immer leicht zu verdauen. Insbesondere, wenn man von Medienseite aus bei dem Wechselspiel von Heroisierung und Dämonisierung zwangsläufig irgendwann einmal mitgemischt hat.

Sebastian Moll

Thursday, August 03, 2006

Heat!

Wednesday, August 02, 2006

Die letzte Freak Show von New York. Coney Island ist ein Reservat der Ausgegrenzten




Der „Boardwalk“, der schier endlose hölzerne Laufsteg entlang des Strands, ist schwarz vor Menschen. Junge Mädchen mit Hautfarben aller Schattierungen stolzieren auf und ab, schlecken Eiscreme und kichern untereinander, wenn sich die Jungs nach ihnen umdrehen. Bodybuilder mit großflächigen Tätowierungen stellen ihren Oberkörper zur Schau. Dicke russische Paare tragen Klappstühle und Kühlboxen an den Strand um sich irgendwo ein paar Quadratmeter Sand zu erkämpfen. Aus Boomboxen dröhnt wechselweise Salsa oder Hip Hop, gelegentlich übertönt von niedrigfliegenden Sportflugzeugen, die lange Werbebanner hinter sich herziehen. Es ist Sommer in Coney Island.

An Tagen wie diesem ist Captain Bob glücklich. Denn an Tagen wie diesen ist es auf der schmalen Halbinsel am äußersten Rand des Millionenmolochs New York ein wenig so, wie es früher einmal war. „Anfang der 50er Jahre, als ich ein kleiner Junge war“, sagt der Mann mit der sonnengegerbten Haut und der zerknautschten Seemannsmütze, „gab es Wochenenden, da waren fünf Millionen Menschen am Strand.“ Heute schätzt Bob, der hier direkt am Wasser wohnt und sein Geld mit historischen Führungen verdient, seien es bestimmt eine halbe Million. Die goldenen Zeiten sind lange vorbei. Aber Coney Island lebt.

An Tagen wie diesen ist Coney Island nämlich das, was es seit rund 140 Jahren ist – ein Paradies für die einfachen Leute von New York, die die Woche über in stickigen engen Wohnungen hausen und viel zu lange Stunden für viel zu wenig Geld arbeiten. Schon Ende des 19.Jahrhunderts kamen sie am Wochenende für damals fünf Cent mit der Bahn hier heraus um zu baden, vor allem aber um sich zu amüsieren. Gleich drei Vergnügungsparks gab es damals hier am Strand – es waren die Mütter aller Rummelplätze der Welt. Sie boten eine berauschende Vielfalt an bislang ungekannten Attraktionen: Da war die Loop-Loop, die erste Achterbahn der Welt; der Steeplechase - ein gigantischer Rennparcours für mechanische Pferde; da waren die beliebten Freak Shows mit bärtigen Frauen, schrumpfköpfigen Negern und doppelköpfigen Schafen; da gab es den Love Barrel – wo Männer Frauen so hin und her gerollt wurden, dass sie aufeinander fallen mussten; es gab Schwimmbäder, ein künstliches Venedig; und es gab im Dreamland die erste Skyline der Welt mit meinem Wald von exotischen, elektrisch erleuchteten Minaretten, Zinnen und Türmen.

Damals waren es vor allem die irischen, deutschen und osteuropäischen Einwanderer aus den Elendsquartieren auf der Lower East Side, die es hier heraus zog. Heute sind es Latinos, Asiaten, Schwarze und Araber aus Brooklyn und aus der Bronx, die am Wochenende auf Coney Island in der Sonne liegen, den Boardwalk hoch und runter flanieren, Hot Dogs essen und Bier trinken. Doch im Prinzip hat sich nichts geändert – wie damals verstopft das New Yorker Lumpenproletariat zu Hunderttausenden am Samstagmittag die U-Bahn-Linien F und Q an die Stillwell Avenue, wo die Gleise nur 100 Meter vom Strand entfernt abrupt enden.

Dabei ist das heutige Coney Island nur noch ein Schatten seines einstigen Selbst. Die drei großen Vergnügungsparks Luna Park, Dreamland und Steeplechase galten zu Beginn des 20 Jahrhunderts als Weltwunder. Sie bildeten eine gigantische Traumlandschaft, ein Proto-Las Vegas. Der Architektur-Theoretiker Rem Kohlhaas schreibt in seinem Buch ‚Delirious New York’, dass Coney Island so etwas wie ein Testlauf des modernen Manhattan war – hier wurden die modernsten Technologien ausprobiert um eine 100 Prozent neuartige, gänzlich künstliche Umgebung zu schaffen. So, wie in den folgenden Jahrzehnten im Großmaßstab auf der anderen New Yorker Insel.

Was heute von den Vergnüngsparks übrig ist, ist im Vergleich kümmerlich. Das einst meilenlange Amüsiergebiet am Strand entlang ist auf wenige hundert Meter zusammen geschrumpft. Den Attraktionen – der hölzernen alte Achterbahn „Cyclone“, dem Riesenrad, ein paar Kinderkarrussellen, einem Stand zum Büchsenwerfen und ein paar Pavillions mit Spielautomaten, sieht man an, dass sie aus einer anderen Zeit stammen. Sie sind heruntergekommen und veraltet und rufen mehr Nostalgie als sonst etwas hervor.

Das Ganze ist umzingelt von monströsen Plattenbauten, die, wenn man vom Meer aus Inland blickt, meilenweit wie ein Krebs nach links und rechts den Strand entlang kriechen. Der Städteplaner Robert Moses wollte in den 50er und 60er Jahren den Amüsierbetrieb auf Coney Island komplett einstellen und die Slums der Stadt abschaffen, in dem er ihre Bewohner hier heraus umsiedelt. Die Pläne gingen in jeder Hinsicht schief. Der Stadt ging auf halben Weg das Geld aus und sie hinterließ Coney Island als Gemisch eines verkrüppelten, einst glamourösen Amüsierbetriebs und endlosen, möderischen sowie drogeninfizierten Sozialbaughettos.

Für Leute wie Captain Bob übt das, was vom alten Coney Island übrig geblieben ist – das Strandleben der ungehobelten Massen, der melancholische Charme des Heruntergekommenen – jedoch noch immer eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Der Mann mit dem überaus herzlichen Lächeln, das aus hoffnungslos verfaulten Zähnen besteht, ist einer, der sonst nirgends so recht dazu passt in Amerika. Doch hier in Coney Island fühlt er sich wohl.

Bob ist vor zehn Jahren nach Coney Island gezogen. Er wohnt mitten auf dem Rummelplatz, ein paar Meter vom Boardwalk entfernt. Gegenüber von seiner Holz-Hütte steht ein Käfig, in dem Kinder für ein paar Cent einen Baseball schlagen können. Oben am Laufsteg reihen sich ein paar Buden auf, für die ein Coney Island-Künstler im Stil der Dreißiger Jahre von Hand die Werbeschilder gemalt hat. Hot Dogs und Eiskrem werden angeboten, ein Souvenirladen verkauft T-Shirts und Plüschtiere. Dazwischen steht Jack Ruby’s Bar – der Dorfbrunnen von Coney Island, wo die illustre Bevölkerung der Halbinsel schon morgens um Elf beim Bier zusammen sitzt, aufs Meer schaut und über die Zukunft von Coney Island debattiert.

Bevor Bob nach Coney Island zog, führte er er am damals noch zwielichtigen Hudson-Ufer in Manhattan zwischen wilden Uferpartys und Mafia-Schießereien ein Restaurant. Davor hat er als Führer um Dschungel von Belize gelebt. Irgendwann war er auch mal Fischer, ganz früher war er Dekorateur in einem New Yorker Kaufhaus. Was er dazwischen alles gemacht hat, weiß er gar nicht mehr so genau.

An der langen Theke von Jack Ruby’s, ganz vorne am Eingang, von wo aus man am Horizont die großen Container-Schiffe vorbei ziehen sieht, treffen wir Bob’s Freund Jim Knipfel. Jim sitzt eigentlich fast immer bei Ruby’s und trinkt. Der Journalist, Zeichner und Schriftsteller wohnt zwar nicht direkt in Coney Island, sondern ein paar Meilen tiefer in Brooklyn. Doch Knipfel, ein hagerer Mann mit langen strähnig-fettigen Haaren, rotunterlaufenen Augen und einem Joseph Beuys Hut, sagt von sich, dass Coney Island die einzige Heimat ist, die er je gehabt hat.

„Ich habe schon als Kind im Mittleren Westen mit Faszination die Geschichten über die Freak-Shows auf Coney Island gelesen“, sagt Knipfel mit versoffener, rauher Stimme. „Es gab früher richtige Freak-Scouts“, ergänzt Captain Bob. „Leute haben im ganzen Land die Irrenhäuser und die Krankenhäuser nach Abnormitäten abgeklappert und sie dann nach Coney Island gebracht. Sie wurden hier bestaunt und beschimpft, vor allem aber haben sie hier ein Leben und ein Auskommen gehabt.“

Die bärtige Lady Olga und die 300 Kilo schwere Jolly Irene oder die Bewohner von „Lilliputia“, dem Königreich der Zwerge im Dreamland Park, fühlten sich in Coney Island wohl, weil sie nicht ausgegrenzt oder weg gesperrt wurden. Sie genossen hier die Solidarität anderer Aussenseiter und hatten als Attraktionen einen Platz in der Gesellschaft. „Ich habe mich selbst auch immer als Freak empfunden“, sagt Knipfel, dessen schwere Psychosen ebenso ein ewiges Thema seiner Bücher sind, wie Coney Island. „Deshalb wollte ich von klein auf hier her.“

Coney Island war schon immer der Ort, an dem all das sein durfte, was anderswo versteckt und verboten war: die Massen durften, ja sollten ungehemmt ihre vulgärsten Gelüste befriedigen; am Strand wurden schamlos auch die groteskesten Körperformen zur Schau gestellt; man ergötzte sich tabulos an Dingen und Menschen, die gemeinhin als abstossend und abartig galten. Coney Island war der Ort, an dem sich das unterdrückte Unterbewusste von Amerika austoben konnte.

Früher, in den Siebziger Jahren noch, sagt Knipfel, gab es in ganz New York solche Orte, Orte für Menschen wie ihn und für Captain Bob. Den halbseidenen Times Square etwa, mit seinen Prostituierten und Porno-Kinos, dem benachbarten Proleten-Viertel Hell’s Kitchen und der Bohemien Szene, die sich dort einnistete. Heute würden die Räume für Freaks wie ihn jedoch immer enger. „Alles wird aufgeräumt und kommerzialisiert“, klagt Knipfel. Er fühlt sich in die Ecke gedrängt. Alleine in Coney Island findet er noch ein Reservat. „Hier gibt es noch genügend Freaks.“

Doch auch hier sind sie bedroht. So ist es an der Theke bei Jack Ruby, hinter der es auf einer riesigen Wand hunderte von Fotos des alten Coney Island zu betrachten gibt, das Dauerthema, ob es Ruby’s im kommenden Jahr überhaupt noch geben wird. „Sie wollen ganz Coney Island in ein verdammtes Disneyland verwandeln“, motzt ein älterer Mann namens Owen, der selbst eine Bar betreibt und nach der Nachtschicht zum Frühstücksbier vorbei schaut. Der Konfektionsmillardär Joe Sitt hat in den vergangenen Jahren den ganzen Strand rauf und runter Grundstücke aufgekauft. Jetzt, munkelt man, will er alles, was dort steht, einreissen und ein Mega-Hotelcasino im Vegas-Stil hinstellen.

Ein paar Meter von dem offenen Eingang von Ruby’s sitzen auf einer Bank ein paar puertoricanische Jugendliche und kauen an ihren Hot Dogs. Aus ihrem Recorder dröhnt Salsa und ein hübsches Mädchen im Bikini fängt aus Übermut an, direkt vor der Nase der Jungs aufreizend zum Takt ihre Hüften zu schwingen. Aus einem Lautsprecher weht von nebenan die Stimme eines Anheizers mit der Meeresbrise herüber. „Shoot the Freak“ wirbt er dafür, mit Farbbeutelgewehren auf ein lebendiges menschliches Ziel zu schiessen. Jim Knipfel und Captain Bob bestellen sich noch ein Bier.