Thursday, January 11, 2007

Unbelehrbar - Barry Bonds hat schon wieder gedopt

Immer wieder hat Bud Selig, Commissioner der US-Baseball-Liga, in den vergangenen Monaten deutlich gemacht, wie Unwohl ihm dabei ist, Woche für Woche Barry Bonds für die San Francisco Giants auflaufen zu sehen. Allzuviel Mitleid darf man mit Selig allerdings nicht haben, denn wenn er in diesem Jahr Bonds womöglich sogar als erfolgreichsten Homerun-Schläger aller Zeiten ehren muss, hat er sich das weitgehend selbst zuzuschreiben. Denn schließlich hat Selig das Reglement, das ihm die Hände bindet, selbst geschaffen.

Die dumme Lage, in die er sich manövriert hat, wurde Selig in dieser Woche noch einmal schmerzlich vor Augen geführt. Die New Yorker Zeitung Daily News berichtete nämlich am Mittwoch, dass Bonds offenbar zusätzlich zu seinem mittlerweile wohl dokumentiertem Anabolika-Mißbrauch erst in der gerade abgelaufenen Saison positiv auf Amphetamine getestet wurde. Der Test war jedoch nicht publik gemacht orden, weil die Baseball-Liga nach ihren eigenen Regeln bei einem ersten positiven Ampehtamin-Test weder eine Strafe verhängen, noch den Namen des Spielers bekannt geben darf. Bonds wurde lediglich verwarnt und musste sich psychotherapeutischen Maßnahmen unterziehen.

Der erneute Dopingmißbrauch von Bonds passt zu der Attitüde, die er an den Tag legt, seit vor drei Jahren seine Vertsrickung in den Balco-Skandal bekannt wurde. Bonds hat zwar vor einem kalifornischen Gericht zugegeben, Anabolika genommen zu haben, er nutzt jedoch skrupellos die Laschheit der Dopingregeln im Baseball aus, die es ihm erlauben, weiter zu spielen. Auch, dass die Fans ihn beinahe bei jedem Spiel auspfeiffen und ihn mit Spitzen bewerfen ficht ihn nicht an. Bonds will den ewigen Homerun-Rekord von Hank Aaron brechen, komme was da wolle. 22 Schläge fehlen ihm noch zu Aarons Marke von 755 und man erwartet, dass Bonds sie in der kommenden Saison erreicht.

Auch Bonds Reaktion auf die Enthüllung seines Amphetamin-Tests zeugte von seiner erstaunlichen Sturheit und Unbelehrbarkeit. Er habe eine Substanz aus dem Kabinenschrank seines Mannschaftskollegen Mark Sweeney eingenommen, ohne zu wissen, dass es sich dabei um Amphetamine handelt, behauptete Bonds. Das erinnerte an die Erklärung seiner positiven Anabolika-Probe. Er habe geglaubt er nehme Leinsamen sowie eine Creme gegen Arthrose, redete er sich damals heraus.

Wieviel Ruhm ihm sein fragwürdiger Rekord einbringen wird, hätte Bonds indes in der vergangenen Woche sehen können, als seinem ehemaligen Kollegen Mark McGwire die Inauguration in die Ruhmeshalle des Baseball verweigert wurde. Der beste Schlagmann der 90er Jahre bekam nur 23 statt der nötigen 75 Prozent der Stimmen, die nötig waren, ihn als einen der größten Spieler aller Zeiten zu küren. Seine Weigerung, sich zu Dopinganschuldigungen zu äußern war der Jury offenbar besser in Erinnerung, als seine beeindruckende Karrierestatistik. Aber vermutlich ließ auch diese Episode Bonds kalt – die öffentliche Meinung ist dem San Francisco Giant ganz offensichtlich völlig gleichgültig.