Tuesday, December 19, 2006

Kunst erleben statt Schlange stehen: Die kleinen Museen New York's

Es ist schon prima in einer Stadt mit so vielen Weltklasse-Museen zu leben. Als New Yorker kann man herrlich am Freitagabend mal schnell ins Metroplitan, sich die Expressionisten anschauen, die man schon immer mal sehen wolte, man kann in der Mittagspause schauen, was es im Guggenheim Neues gibt oder sich im Frühjahr in den Skulpturengarten des Moma setzen, um die Zeitung zu lesen.

Doch in letzter Zeit nimmt die Freude an den Kunsinstitutionen dieser Stadt zusehends ab. Überall wird es immer voller. An der 53ten Strasse sieht man schon aus zwei Blocks Entfernung, wie sich die Touristen vor dem Eingang des MoMa aufreihen, von uniformierten Museumsangestellten freundlich aber sehr bestimmt an endlosen Samtkrodeln entlang ordentlich aufgereiht. Einmal drin ist es kaum möglich, sich auch nur ein einziges Bild in Ruhe anzuschauen: Wenn man sich nicht selbst unverschämt auf Nasenlänge davor stellt, tut das bestimmt jemand anderes. Der Rest der Urlaubs-Kunstgeniesser, die sich auf allen sechs Stockwerken auf die Füße treten, versuchen sich durch nachdrückliches Schubsen in Position zu bringen.

So ist es mittlerweile in allen Museen, die bei einem New York-Besuch als „Muss“ gelten. Bisweilen bringt man einer spektakulären Ausstellung zuliebe trotzdem die Geduld auf, sich durch die Räume zu drängeln, in denen es nicht selten zugeht wie beim Kaufhof im Winterschlussverkauf. Zugleich weicht man als New Yorker jedoch immer mehr auf die kleineren Museen der Stadt aus. Und entdeckt dabei Charmantes, Überraschendes und häufig nicht weniger Interessantes als im Moma oder im Guggenheim. Hier eine winzige und subjektive Auswahl aus dem Riesenangebot der rund 150 Museen von New York.


Isamu Noguchi Museum

Der berühmte japanisch-amerikanische Bildhauer und Landschaftsarchitekt Isamu Noguchi richtete vor 50 Jahren am Vernon Boulevard im Stadtteil Queens seine Werkstatt ein, weil dort die Steinmetze der Stadt ihre Geschäfte hatten. In seiner ehemalige Wirkungsstätte direkt am East River ist heute eine lichtdurchströmte Ausstellung seiner sinnlichen Werke nebst einem bezaubernden Skulpturengarten mit Kaffee zu sehen. Ein Kleinod der Ruhe, Schönheit und Besinnlichkeit innmitten der hektischen Stadt und ein herrlicher Halbtagesausflug in eine New Yorker Gegend, die man ansonsten wohl kaum kennenlernen würde.
The Isamu Noguchi Foundation and Garden Museum, 32 Vernon Boulevard, Long Island City, NY 11106, www.noguchi.org, $15 Dollar für Erwachsene, Studenten und Senioren $5. Wochenends fährt ein Pendelbus nach Queens zum Museum ab der Ecke Park Avenue und 70te Strasse vor der Asia Society.

The Morgan Library

Früher bestand die Stadtvilla des Gründerzeitfinanciers J.P. Morgan aus dusteren verstaubten Studierräumen, in denen der Magnat protzig seine zusammengekauften Kunstschätze zur Schau stellte. Seit der Star-Architekt Renzo Piano im vergangenen Jahr das Anwesen umgebaut hat, ist die Library hingegen eines der beliebtesten Sonntagsziele der New Yorker. Die Hauptattraktion ist der von Piano gestaltete Lichthof mit Cafe. Wenn man schon einmal da ist, schaut man sich aber auch gerne die Gemäldesammlung von Morgan, sowie die Wechselausstellungen an.

The Morgan Library and Museum, 225 Madison Avenue/36th Street, New York, NY 10016-3405. wwwthemorgan.org, $12 für Erwachsene, $8 für Studenten und Senioren.

The Museum of Sex

Sex im Museum? Ganz genau. Das Museum of Sex zeigt Darstellungen von Sexualität in verschiedenen Epochen und verschiedenen Kuturkreisen und untersucht dabei, wie in den jeweiligen Gesellschaften über Sex gedacht und gesprochen wurde. Das geht von erotischen Zeichnungen aus dem Japan des 18.Jahrhunderts bis zu verwackelten und unscharfen amerikanischen Pornofilmen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Eine ebenso anrgendes wie bildendes Erlebnis. Eintritt leider erst ab 18.

Museum of Sex, 233 Fifth Avenue/27th Street, New York, NY, 10016, www.museumofsex.com, 212 689 6337. $14.50 Erwachsene, $13.50 Studenten und Senioren.

The Skyscraper Museum

Um Wolkenkratzer in New York zu sehen, muss man nur nach oben schauen – wozu also in ein Wolkenkratzer-Museum gehen? Beispielsweise um etwas über die Geschichte des Wolkenkratzer-Baus in New York zu erfahren; darüber, welche technischen Fortschritte überhaupt zum Wolkenkratzer und später zu immer höheren und moderneren Gebäuden geführt haben, um Fotos und Filme vom Bau des Empire State Building zu sehen oder, um in Zeitungsausschnitten die hitzigen Debatten um den Bau des World Trade Center 1973 nachzulesen. Das Museum ist nur Schritte von Ground Zero entfernt und zugleich direkt am Battery Park, der Anlegestelle der Fähre zur Liberty Statue.

The Skyscraper Museum, 39 Battery Place, New York, NY, 10280, www.skyscraper.org, Erwachsene $5, Senioren, Studenten, Kinder, $2,50.

Dia Art Foundation.

Die Dia Stiftung fördert seit den 70er Jahren die amerikanische Avantgarde-Kunst. Als ihre Ausstellungsräume im Stadtteil Chelsea für die zum Teil monumentalen Werke solcher Stars wie Michael Heizer, Andy Warhol, Dan Flavin oder Richard Serra zu klein wurden und 2002 in ein altes Druckereigebäude ausserhalb der Stadt umzogen, wurde das neue Museum als brilliantes Gesamtkunstwerk gefeiert. Man erreicht es bequem in einer Drieviertelstunde mit dem Zug vom Grand Central Terminal aus und kann sich auf der Fahrt am romantischen Hudson Valley ergötzen. In New York City hat Dia allerdings auch noch zwei Ausstellungen: Die mittlerweile legendären Installationen „The Broken Kilometer“ und den „Earth Room“ von Walter de Maria.

Dia:Beacon Riggio Galleries, 3 Beekman Street, Beacon, NY 12508 www.diaart.org, Erwachsene $10, Schüler und Studenten $7. Den Zug ab Grand Central Terminal in Richtung Poughkeepsie nehmen, vom Bahnhof Beacon sind es drei Minuten zu Fuß. Zuginformation: www.mta.info. Ein Zugfahrschein kostet etwa $10. Der Earth Room ist im zweiten Stock in der Nummer 141 Wooster Street in SoHo, der Broken Kilometer: Nummer 393 West Broadway, ebenfalls in SoHo.

The Drawing Center

Das Drawing Center mutet an wie eine Galerie – ein großer Loft-Raum hinter einer Ladenfront im vornehmen Shopping District Soho. Der einzige gemeinnützige Kunstverein der USA ist aber alles andere als ein kommerzieller Kunstbetrieb. Er beherbergt seit 1977 immer wieder hoch gepriesene Ausstellungen rund um das Medium Zeichnen – von Michelangelo bis zur zeitgenössischen Avantgarde. Das Drawing Center ist eine der renommiertesten New Yorker Kunsinstitutionen. Auf jeden Fall während des Shoppings in SoHo vorbei schauen – zumal der Eintritt frei ist.

35 Wooster Street, Ecke Grand New York, www.drawingcenter.org. Eintritt frei.

Stadtteilmuseen: Brooklyn und Bronx.

Die Museen der Stadtteile Brooklyn und Bronx haben offensichtlich kleinere Budgets als ihre großen Geschwister in Manhattan. Dennoch stellen ehrgeizige Kuratoren hier immer wieder Ausstellungen auf die Beine, die die Leute in die U-Bahn und in eine fremde Umgebung locken. So läuft in Brooklyn derzeit noch eine Werkschau der Kult-Fotografin Annie Leibowitz. Das Bronx Museum wurde gerade von der schicken Architekturfirma Firma Arquitectonica erweitert und legt, der Bevölkerung des Viertels entsprechend, seinen Schwerpunkt auf lateinamerikanische Kunst. Verbinden Sie den Besuch mit einer Entdeckungs-Expedition durch die Viertel fernab der Touristenströme.

Bronx Museum, 1040 Grand Concourse an der 165ten Strasse, Bronx, NY, 10456, Erwachsene $5, Studenten und Senioren $3. http://www.bronxmuseum.org/,

Brooklyn Museum, 200 Eastern Parkway, Brooklyn, NY, 11238-6052, www.brooklynmuseum.org., Erwachsene $8, Schüler und Studenten $4.


Für einen Überblick über alle New Yorker Museen schauen Sie unter:

http://www.ny.com/museums/all.museums.html
oder unter:

http://www.nymuseums.com/.