Monday, October 30, 2006

NBA Saisonstart: Die Dallas Mavericks als Topfavoriten

Mit einer solchen Bürde sind die Dallas Mavericks noch nie in eine NBA Saison gestartet, wie in die, die in dieser Woche beginnt. Das meinungsmaßgebliche Sport-Magazin Sports Illustrated sieht die Mannschaft um Dirk Nowitzki als klaren Titelanwärter. Das Fachmagazin SLAM ebenfalls: „In diesem Jahr werden sie den Job erledigen“, schriebt SLAM in Anspielung auf die knappe Finalniederlage gegen Miami im vergangenen Jahr. Und auf der großten Internet Seite für Sportwetten, pinnaclesports.com, stehen die Quoten für die Mavs bei 4 zu 1 – mit 11zu 2 sind die San Antonio Spurs und Phoenix Suns weit abgeschlagene Zweite.

Kein anderes Team scheint in diesem Jahr den Mavs das Wasser reichen zu können. Im vergangenen Jahr hatte ihnen gegen Miami nur ein Hauch gefehlt, um zum ersten Mal in der Geschichte des Clubs die Trophäe nach Dallas zu holen. Im sechsten Spiel der Serie lagen sie bereits mit 14 Punkten vorne und verspielten in nur einem einzigen schwachen Viertel die Meisterschaft.

In der neuen Saison hängt jedoch über dem Titelverteidiger Miami ein großes Fragezeichen. Shaquille O’Neal bleibt ein Schlüsselspieler der Heat. Gleichzeitig fragt man sich immer mehr, was der alternde Superstar noch bringen kann. Schon vergangenen Jahr waren seine Statistiken über die Saison verteilt wegen häufiger Ausfälle eher mittelmässig, auch wenn er in den Playoffs noch einmal glanzvolle Momente hatte. Seine schmerzenden Knochen werden ihn in diesem Jahr gewiss nicht mehr durch eine volle Saison tragen und Miami muss sich überlegen, mit wie wenig O’Neal das Team auskommen kann.

Auch bei den anderen vermeintlichen Rivalen der Mavericks sieht es nicht so rosig aus. Die Detroit Pistons haben ihren Star Ben Wallace an Chicago verloren. Die Phoenix Suns haben zwar ihren Jungstar Amare Stoudemire zurück, den sie im vergangenen Jahr schmerzlich vermisst haben. Man weiß jedoch nicht, wie gut er seine schwierige Knieoperation überstanden hat. Und auch beim Ex-Champions San Antonio Spurs kämpfen die Top-Spieler Tim Duncan und Manu Ginobili mit chronischen Verletzungen.

In Dallas scheint hingegen alles zum besten bestellt. Team Besitzer Mark Cuban hat im Sommer keine Zeit vergeudet und keine Kosten gescheut, um den Kern seiner Erfolgsmannschaft zusammen zu halten. Dirk Nowitzki bekam einen Scheck über 60 Millionen Dollar um bis 2010 in Texas zu bleiben. Die anderen Säulen des Erfolgs, Jason Terry und Josh Howard erhielten neue Verträge über 57 und 40 Millionen. Und der junge Coach Avery Johnson, genannt der „kleine Genera“, der die Mavericks innerhalb von nur anderthalb Jahren zum absoluten Top Team geformt hat, wurde für weitere fünf Jahre verpflichtet.

Der Kern der erfolgreichen Finalmannschaft des vergangenen Jahres ist also derselbe. Auf den anderen Positionen, schreibt Sports Illustrated, sind die Zugänge durchweg stärker als die Abgänge: Greg Buckner und Devan George verstärken die Verteidigung, und Austin Croshere wird Nowitzki in der Offensive entlasten. „Das ist eine Super-Mannschaft“, sagt Nowitzki, „wir haben alle Chancen, wieder so weit zu kommen, wie im vergangenen Jahr.“


Das klingt unterdessen nicht so optimistisch, wie es vielleicht klingen sollte. Wollen die Mavericks wirklich nur so weit kommen wie im vergangenen Jahr? Oder einen Schritt weiter? Ein wenig scheint Nowitzki und seinen Mannschaftskameraden zum Saisonbeginn die Killermentalität zu fehlen. Die knappe und bittere Finalniederlage sitzt ihnen noch immer tief in den Knochen. „Den ganzen Sommer über musste ich mir das Anhören“, klagt Trainer Avery Johnson. „’Wir waren so nahe dran Coach’. Ich frage dann immer zurück wie man denn wohl aus ‚Beinahe’ einen Volltreffer machen kann? Die Antwort ist, in dem man das eben hinter sich lässt und sich auf seine Ziele konzentriert.“

Das scheint den Mavericks aber noch schwer zu fallen, sie wirken von der Enttäuschung verkatert. „Sicher müssen wir diese Erinnerungen aus dem System kriegen“, sagt Jason Terry. „Aber sie werden uns immer im Kopf rumspuken.“ Auch Dirk Nowitzki kämpft noch mit den Gedanken an den vergangenen Juni: „Wir müssen das hinter uns lassen“, redet er sich und seinen Kollegen zu. Was nur zeigt, dass die Trauerarbeit noch lange nicht abgeschlossen ist. Deshalb empfiehlt Coach Johnson erst einmal, einen Schritt nach dem anderen zu tun. „Es ist jetzt Oktober, wir müssen jetzt noch nicht an das nächste Finale denken.“ Erst einmal geht es darum in einen Spielrhytmus zu kommen, Spiele zu gewinnen. Und so kommt nach und nach auch das Selbstvertrauen wieder zurück. Hoffentlich – denn es ist das einzige, was den Mavericks fehlt um eine Meistermannschaft zu werden.