Monday, June 05, 2006

Die Dallas Mavericks im NBA Final

Dirk Nowitzki’s Amerikanisch ist in der Regel einwandfrei. Doch in den Metaphern verhaut er sich noch manchmal. “Ich habe im dritten Drittel das Spiel wegschwimmen sehen”, sagte er Reportern nach dem Sieg der Mavericks ueber die Phoenix Suns am Samstagabend, der die Mavericks zum ersten Mal in der Geschichte des Clubs ins NBA Finale befoerderte. In den USA haette man eher “wegrutschen” gesagt, doch man verstand, was Nowitzki meinte. Nach dem 51-39 Rueckstand zur Halbzeit brauchten die Mavericks einen Rettungsring.

Und der kam, wie schon im fuenften Spiel der Serie, von Nowitzki. Nach seiner Glanzvorstelung mit 50 Punkten am Donnerstag hatte der Wuerzburger am Samstag etwas muede begonnen. Erst nach neun Minuten des zweiten Viertels traf Nowitzki das erste Mal, nach der ersten Haelfte standen gerade einmal acht Punkte in seiner Statistik. Seine Mannschafskameraden waren offenkundig aehnlich ausgelaugt: von 21 Schuessen trafen die Texaner 15 daneben.

Doch dann zeigte Nowitzki wie schon so oft in dieser Playoff Serie echte Fuehrungsqualitaeten. 16 Punkte holte er noch in der zweiten Spielhaelfte und gab damit den Anstoss dafuer, dass die Mavericks sich zusammenrissen und das Match umdrehten. Die Phoenix Suns fielen foermilich auseinander. Der lange Lauf der Mannschaft von Steve Nash, die sich in dieser Saison schon so haeufig durch Zaehigkeit aus scheinbar aussichtslosen Positionen befreit hatte, war am Samstag endlich zu Ende.

Doch Nash war kein bitterer Verlierer. Im Gegenteil. Mit etwas gedrueckter Stimme aber eindeutiger Aufrichtigkeit, freute er sich nach dem Spiel fuer seinen engen Freund Dirk Nowitzki, dass dieser nun gegen Miami um die Meisterschaft spielen darf: “Es ist fuer mich persoenlich ungeheuer aufregend Dirk da zu sehen, wo er jetzt ist. Ich werde ihn jeden Abend anfeuern.”

Die Mavericks selbst waren unterdessen eher verhalten in ihrem Jubel. Team-Besitzer Mark Cuban wehrte die Huldigungen an seine junge Organisation mit dem Verweis auf die anstehenden Aufgaben ab. “Bestaetigung unserer Arbeit? Das ist etwas worueber man in der Kneipe philosophieren kann. Das einzige, das zaehlt, ist der Meisterschaftsring.” Aehnlich professionell gab sich Nowitzki, der sich schon waehrend der gesamten Playoffs durch seine unbeirrbare Konzentration ausgezeichnet hatte> “Sicher bin ich stolz auf das, was wir bisjetzt erreicht haben. aber jetzt sind wir im Finale und jetzt wollen wir den Ring und wir werden darum kaempfen.”


Obwohl die Mavericks so weit gekommen sind, wie noch nie in ihrer 26 Jahre langen Geschichte sehen sie sich noch nicht am Ende ihrer Reise. Die Meisterschaft war ihr erklaertes Ziel, seit der junge Computer Milliardaer Cuban das Team uebernahm. Jetzt, nach beinahe acht Jahren und zahlreichen Umwaelzungen ist dieses Ziel zum Greifen nahe. Noch ein Sieg gegen eine Mannschaft fehlen Nowitzki und Co.und vor diesem letzten Gefecht bleiben in Dallas die Champagnerflaschen zu.

Die Fachwelt haelt allerdings im Duell Miami gegen Dallas – das kaum jemand als Finalpaarung voraus gesagt hat – die Texaner fuer die Favoriten. Waehrend der regulaeren Saison schlugen die Mavericks die Heat zwei mal – einmal sogar mit einem vernichtenden 36 Punkte Vorsprung. Die bittere Niederlage weckte zwar das Team von Shaquille O’Neal auf. So sehr, dass sie im Halbfinale den dreifachen Champion Detroit besiegten. Die Vorteile im Finale bleiben dennoch bei Dallas und das vor allem, weil Dirk Nowitzki in diesem Jahr auch in den Playoffs sein ganyes Koennen entfaltet und seiner Mannschaft ein echter Kapitaen ist.


Auch im Duell des alten Supestars O’Neal gegen den neuen Nowitzki gilt der neue als ueberlegen. Nowitzki ist vielseitiger, beweglicher und schneller. Das sieht sogar O’Neal selbst so. “Er macht vor, wie in Zukunft lange, grosse Maenner spielen werden.” Das hatte O ‘Neal in seiner Aera auch getan. Jetzt ist es Zeit fuer eine Wachabloesung.