Thursday, May 17, 2007

"Nur noch peinlich" - NHL Eishockey Star Christoph Schubert ärgert sich, dass sich in Deutschland kein Mensch für ihn interessiert

Der 25 Jahre alte Münchner Christoph Schubert steht kurz davor, als erster Deutscher seit Olaf Kölzig 1998 in das Finale um die nordamerikanische Meisterschaft im Eishockey, den Stanley Cup, einzuziehen. Seine Mannschaft, die Ottawa Senators liegen in der Halbfinal-Serie mit drei zu einem Spiel vor den Buffalo Sabres, der Mannschaft des Manheimers Jochen Hecht. Sollte Schubert den Stanley Cup gewinnen, wäre er nach dem jetzigen Bundestrainer Uwe Krupp erst der zweite Deutsche, dem diese Ehre zu Teil wird. Schubert spielt seit 2002 in Ottawa, 2005 rückte er vom Farmteam, den Binghampton Senators, als Verteidiger in die Startaufstellung der ersten Mannschaft auf.



Herr Schubert, die Buffalo Sabres waren das stärkste Team der Saison. Trotzdem liegen Sie mit den Ottawa Senators jetzt im Stanley Cup Halbfinale mit 3 zu 1 Spielen vor der Mannschaft von Jochen Hecht. Überrascht Sie das?

Ein wenig überrascht es uns schon, wie deutlich das gerade aussieht.. Wir haben einfach Charakter gezeigt, jetzt, wo es darauf ankommt. Wir spielen sehr stark in der Defensive, die Stürmer kommen immer zurück und wir schießen trotzdem 15 Mal pro Spiel aufs Tor. Es reisst sich einfach jeder den Arsch auf, zu Deutsch, jeder springt über seinen Schatten.

Denken Sie schon an das Finale und an den Stanley Cup?

Im Hinterkopf sicherlich, aber in den Playoffs kann alles passieren. Es ist schon oft nach hinten los gegangen wenn man sich nicht auf das nächste Spiel konzentriert.

Es kommt mit Ihnen oder mit Jochen Hecht in jedem Fall ein Deutscher ins Stanley Cup Finale in diesem Jahr. In Deutschland nimmt man davon praktisch keine Notiz. Ärgert Sie das?

Es ärgert mich nicht, es enttäuscht mich eher. Hier kann ein Deutscher das Höchste erreichen, was es im Eishockey gibt und zu Hause schauen sie Deutschland sucht den Superstar. Ich finde das einfach nur peinlich. Dass die Fußball-Bundesliga alles andere überschattet lasse ich mir ja noch reingehen. Aber danach? Viele wissen ja gar nicht, dass wir hier spielen, an deutschen Sportlern in Amerika kennt man nur Dirk Nowitzki.

Haben Sie es bereut, dass Sie nicht bei der Weltmeisterschaft haben mitspielen können?

Wenn ich die Möglichkeit habe, in der Nationalmannschft zu spielen, mache ich das schon gerne, wie etwa in Turin. Aber eine WM kommt immer wieder, die Gelegenheit den Stanley Cup zu gewinnen, kommt vielleicht nur einmal im Leben. Uwe Krupp weiß das sehr gut und er versteht das auch..

Es gibt ja mittlerweile einige deutsche Spieler in der NHL. Kennt man sich, tauscht man sich untereinander aus?

Ja sicher. Ich telefoniere regelmässig mit Denis Seidenberg und mit Christian Erhoff und wenn wir gegeneinander spielen, dann gehen wir auch abends zusammen essen. Wir sind vielleicht nicht unbedingt die engsten Freunde aber wir kennen uns ja schon von klein auf, aus der Jugendmannschaft in Deutschland. Und hier in Amerika diesen Rückhalt zu haben ist sehr angenehm.

Der Tarifstreit und der folgende Lockout in der Saison 2004-2005 hat der NHL massiv geschadet. Die Einschaltquoten gingen zurück, die Fans blieben weg. Ihnen persönlich scheint der Lockout jedoch sogar eher gut bekommen zu sein.

Ja, der Lockout war das Beste was mit passieren konnte. Ich bin ja nur durch den Lockout Stammspieler geworden. Ich hatte in der Lockout-Saison die Gelegenheit, mich in der niedrigklassigeren Liga AHL mit meiner Leistung zu empfehlen und aufzufallen. Das hat mit gut getan.

Der Lockout scheint Ihrer ganzen Mannschaft gut getan zu haben.

Ja, wir haben bei dem Neustart acht neue, junge Spieler dazu bekommen. Wir sind jetzt wesentlich schneller und gefährlicher. Die neuen Regeln kommen uns auch entgegen. In Ottawa wird seit vielen Jahren vom Stanley Cup geredet. Heuer haben wir auch die Mannschaft um das endlich wahr zu machen.

Wie ist denn im Moment die Stimmung in Ottawa?

Das ist verrückt. In Kanada ist Eishockey Nationalsport. Jeden Tag wird darüber berichtet, die ganze Stadt ist auf den Beinen. Es ist ein Gefühl wie im letzten Sommer in München während der Fußball-WM. Man geht in den Biergarten und alle reden nur über Eishockey.

Sind Sie ein Star in Ottawa?

Die Leute kennen mich auf der Strasse. Aber es ist nicht unangenehm, sie unterstützen einen, sid hilfsbereit, wünschen einem viel Glück. Es macht sehr viel Spass im Moment und es motiviert ungemein.

Wann kommen Sie denn das nächste Mal nach Deutschland?

Wenn ich den Stanley Cup gewonnen habe.