Thursday, March 08, 2007

Starbucks verweigert Äthiopien das Recht an den eigenen Kaffeemarken - Herstellerland will Namen in USA schützen lassen

Die weltweite Kaffeehauskette Starbucks stellt sich gerne als Vorkämpferin des Fair Trade dar und versäumt kaum eine Gelegenheit darauf hinzuweisen, was sie alles für die Länder und Regionen tut, aus denen sie ihren Kaffee bezieht. Deshalb tut es den Konzernoberen in Seattle wohl besonders weh, dass seit Ende des vergangenen Jahres die Proteste und Kundgebungen von Globalisierungskritikern vor ihren Filialen nicht mehr abreissen wollen.

Grund für den Zorn der Demonstranten ist, dass sich Starbucks beharrlich gegen das Ansinnen der äthiopischen Regierung wehrt, die Namen von in Äthiopien produzierten Kaffeesorten in den USA schützen zu lassen. Kaffeepackungen, die bei Starbucks für bis zu 26 Dollar pro Pfund über die Theke gehen, hießen bis vor Kurzem Yirgacheffe, Sidamo und Harar – alles Bezeichnungen für Anbauregionen in Äthiopien. Die Bauern in den Regionen bekommen hingegen im Durchschnitt nicht mehr als 75 Cents pro Pfund. Durch die Patentklage möchte Äthiopien sich nun die Möglichkeit sichern, an dieser riesigen Marge mitzuverdienen.

Bob Winter, ein Anwalt in Washington, der Äthiopien vertritt, bezeichnet die Klage als wichtigen Präzedenzfall für Drittweltländer. Der Weg, über den Anspruch auf „intellectual property“ ein höheres Maß an Kontrolle über den Vertrieb der eigenen Produkte zu erzielen, könnte nach Ansicht von Winter für afrikanische Nationen Türen aufstossen, um sich von Entwicklungshilfe und Weltbankdarlehen unabhängig zu machen. So macht Kaffee etwa 35 Prozent des Gesamtexports von Äthiopien oder etwa 106 Millionen Dollar aus. Ein Erfolg vor amerikanischen Gerichten könnte entsprechend spürbare Auswirkungen auf die äthiopische Wirtschaft haben.

Der Widerstand von Starbucks gegen das äthiopische Ansinnen stösst indes in Äthiopien auf Unverständnis, zumal die Nation von Starbucks für die Verwendung der Namen keine Lizenzgebühren verlangen würde. „Sie haben es nicht geschafft, ihre Bedenken plausibel zu formulieren“, sagte der Direktor des äthiopischen Büros für geistiges Eigentum, Getachew Mengistie, nachdem Starbucks Chef Jim Donald im vergangenen November persönlich in Adis Abeba vorgesprochen hatte. Das Argument von Starbucks, ein Lizenzvertrag zwischen Äthiopien und Starbucks sei rechtswidrig, hält der Anwalt der äthiopischen Regierung Bob Winter jedenfalls für „völligen Unsinn.“ Er glaube viel eher, so Winter, dass es Starbucks darum gehe „volle Kontrolle über den Vertrieb“ zu behalten.

Nachdem Starbucks gemerkt hat, dass der Widerstand gegen das Ansinnen Äthiopiens dem Image des Konzern massiv schadet, hat die Kaffeehauskette nun in einem Statement zumindest das Recht des ostafrikanischen Landes eingeräumt, den Namen seiner Anbauregionen schützen zu wollen. Die Kaffeesorten Harar und Sidamo hat Starbucks mittlerweile umbenannt. Trotzdem kauft Starbucks weiterhin Kaffee aus Äthiopien. Die Profitmarge ist anscheinend bislang auch dann noch groß genug, wenn sich der exotische Klang der Produktnamen nicht in Dollars und Cents ummünzen lässt.