Monday, February 19, 2007

Comedy-News von Rechts - Fox's Antwort auf die Daily Show

(Franfurter Rundschau, 20.2.2007)

Zwischen Parodie und Häme herrscht ein feiner aber entscheidender Unterschied. Gute Parodien beinhalten ein Augenzwinkern, Häme hingegen ist unumwunden boshaft. Vor allem jedoch sind Parodien witzig. Häme hingegen nicht. Als sich der rechtskonservative US-Fernsehsender Fox kürzlich entschloss, das erfolgreiche Format der Nachrichtenparodien auf dem Kabarett-Kanal Comedy Central zu kopieren, hat er diese Grenze zwischen Parodie und Häme deutlich überschritten.

Die abendliche Daily Show des Kabarettisten Jon Stewart, gefolgt vom „Colbert Report“ seines Kollegen Steven Colbert haben sich in den USA zur obligatorischen Ergänzung der Abendnachrichten auf den etablierten Netzwerken entwickelt. Ihr Erfolg beruht darauf, den Eiertanz der Ausgewogenheit in diesen Medien zu entlarven, der angesichts der Nachrichtenlage seit dem 11. September sowie dem Wahnsinn der Bush-Regierung zusehends abstruser wurde. Die Replik aus dem konservativen Lager, am vergangenen Sonntagabend erstmals auf Fox zu sehen, wirkt hingegen wie eine beleidigte und billige Retourkutsche von rechts aussen.


Da wird etwa von den vermeintlichen Nachrichtensprechern ein T-Shirt-Produzent interviewt, der sein Geld sowohl mit Che Guevara-Hemden, als auch mit dem Konterfeit von Kim Il Jung und Idi Amin verdient. Ziel des Beitrags ist es, die Verherrlichung des südamerikanischen Kult-Revolutionärs durch die Linke zu diskrediteren und sie mit der Verehrung krimineller Diktatoren gleichzusetzen. Doch dem Spot fehlt völlig der Punch – es ist eine lediglich motzige Polemik gegen das, was man sich bei Fox offenbar unter einem linken Weltbild vorstellt. Nicht einmal dem eingefleischtesten Republikaner wird das ein Kichern entlocken.

Das gleiche gilt für die „Werbespots“ der Bürgerrechtsvereinigung ACLU, die die „Half Hour News Show“ jeweils kurz vor der Werbepause einblendet. Da verkündet ein ACLU-Aktivist stolz, dass er für Neo-Nazis das Recht erwirkt hat, ungehemmt Rassenhass zu versprühen und für schwangere Frauen das Recht auf ungehemmten Drogenkonsum. Es ist klar, was damit gesagt werden soll, nur zum Lachen ist das nicht. Ein wohlmeinender aber möglicherweise fehl geleiteter Bürgerrechtler bietet nun einmal nicht die Angriffsfläche, die George Bush täglich durch groteske Inkompetenz sowie Naivität liefert.

Überhaupt kein Humor ist aufzuspüren, wenn über Hilary Clinton gemeldet wird, dass ihre Wahlkampfmannschaft aus multi-ethnischen, multi-konfessionellen Lesben bestehen wird. Oder, dass die Enthüllung von Barack Obamas Kokainkonsum zu Uni-Zeiten ihn nicht einen einzigen Anhänger in der demokratischen Partei gekostet hat. Das ist blanke Galle, die da aus dem konservativen Lager in Richtung der Linken spritzt, die nun, gegen Ende der Bush-Regierungszeit, im Land rasant an Boden gewinnt. Komisch ist daran eigentlich nur die Tonspur mit Studiogelächter, die restlos deplaziert anmutet. Das wäre indes schon wieder Stoff für Stewart oder Colbert. Doch es gibt einen Punkt, an dem der endlose Selbstkommentar der Medien leer läuft. Spätestens dann nämlich, wenn für den Zuschauer nichts mehr dabei heraus springt, als das bissige Ausspucken einer bestens vertrauten Ideologie. Dass dem Propaganda-Sender der republikanischen Partei nichts anderes mehr einfällt, sagt eigentlich alles über den derzeitigen AZustand der Rechten in den USA aus.