Friday, October 12, 2007

Friedensnobelpreis für Al Gore: Amerikas unbequemer Wahrsager

George Bush hat in den sieben Jahren seiner Regierung getan, was er nur konnte, um den Ruf der Vereinigten Staaten als sorgloseste Umweltverschmutzer der Erde zu befördern. Seine beharrliche Weigerung, das Kyoto-Protokoll zu unterzeichnen und den Austoß von Treibhausgasen in den USA zu begrenzen, sein Drängen, die Naturschutzgebiete von Alaska für Ölbohrungen freizugeben und die Blockade seiner Partei von Gesetzen, die effektiv die Kilometerleistung pro Liter Treibstoff reduzieren, zeichnen das Bild einer dem Klimawadel gegenüber gänzlich gleichgültigen und zutiefst verantwortungslosen Nation.

Doch seit etwa zwei Jahren sind Bush und seine Partei mit dieser Haltung in den USA zunehmend isoliert. Einer Umfrage der New York Times in diesem Sommer zufolge glauben 76% der Amerikaner, dass ohne Verzug etwas gegen den Klimawandel getan werden müsse. Ökologisches Bewusstsein genießt in der amerikanischen Gesellschaft mittlerweile einen breiten Konsens. Bürgermeister und Gouverneure tun, was in ihrer Macht steht, Washington zum Trotz zumindest auf lokaler Ebene die Umwelt zu schützen. Erst in der vergangenen Woche hat der populäre Präsidentschaftskandidat Barack Obama verkündet, dass er im Fall seiner Wahl bis 2020 den Ausstoß von Treibhausgasen auf das Niveau von 1990 zurück schrauben wolle. Und dieser Stimmungswandel in den USA ist vor allem das Verdienst von Al Gore.

Gore ist mit dem Film „Eine unangenehme Wahrheit“ über den globalen Klimawandel zu den Amerikanern durch gedrungen. Die Dokmentation von David Guggenheim zeigte Ausschnitte von Al Gores Diashow, mit der er durch Amerika tingelt, seit er in der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2000 George Bush geschlagen gab und schnitt sie mit Szenen zusammen, die Gore dem Zuschauer als Privatmann näher bringen. Die Wirkung des Films entstand aus Gores Fähigkeit, in seinen Präsentationen die wissenschaftlichen Komplexitäten des Klimawandels in die Sprache des einfachen Amerikaners zu übersetzen. Zum anderen trug zum Erfolg des Films die Glaubwürdigkeit Gores als Person bei: Die Tatsache, dass Gore sich aus der Politik zurückgezogen hat, um der Sache des Klimaschutzes besser dienen zu können, macht seine Leidenschaft für dieses Thema besonders glaubwürdig.

Die Kritik von Wissenschaftlern an der Ungenauigkeit von Gore sowie eine Klage vor einem englischen Gericht gegen die Verwendung des Films als Unterrichtsmaterial konnten seiner Wirkung nichts anhaben. Sowohl der Londoner Highcourt, als auch die US-Klimatologen, die auf ungesicherte Behauptungen in der „Unbequemen Wahrheit“ hinwiesen, räumten die grundsätzliche Richtigkeit von Gores Argument ein. Und selbst George Bush beugt sich mittlerweile der umgeschwugenen Stimmung in seinem Land zumindest insoweit, als er die Tatsache des Klimawandels nicht mehr leugnet.